Experten glauben, dass die aktuellen Massnahmen im Fluverkehr nicht genügen, um das 1,5-Grad-Ziel von Paris ausreichend zu unterstützen. Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass Kondensstreifen und Stickoxide einen grösseren Klimaeffekt verursachen als das CO2 allein. Es drohe eine Sisyphusarbeit.
Bereits 2016 hatte sich die internationale Luftfahrtorganisation ICAO erstmals in einem Programm namens CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) Ziele zum Klimaschutz im Rahmen der weltweiten Luftfahrt gesetzt. Nach 2020, hiess es damals, solle der Flugverkehr nur noch klimaneutral wachsen. Zudem sollten sich bis 2050 die CO2-Emissionen der Luftfahrt im Vergleich zum Basisjahr 2005 halbieren.
Eine unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erstellte Studie kommt nun zu dem Schluss: Die CORSIA-Ziele hätten zwar das Potenzial, die Auswirkungen des Flugverkehrs zu reduzieren. Das werde aber nicht reichen. «Nicht-CO2-Effekte haben den grössten Anteil an der Klimawirkung des Luftverkehrs. Im DLR setzen wir uns dafür ein, dass diese Effekte berücksichtigt werden», sagt DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt Markus Fischer.
Bilder: DLR
«In unserer Studie zeigen wir, dass das Kompensationsprogramm CORSIA in der derzeitigen Form, also ohne Berücksichtigung von Nicht-CO2-Effekten, zwischen 2025 und 2064 mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent das1,5-Grad-Ziel verfehlen wird», sagt der Leiter der Studie Professor Volker Grewe vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen. «Als Expertengruppe sehen wir in unseren Ergebnissen das Risiko einer Diskrepanz, die zu einem zunehmenden luftfahrtinduzierten Treibhauseffekt führt, statt zu einer Stabilisierung.» Das Carbon Offsetting and Reduction-Programm wird mittlerweile von 88 Staaten weltweit angewendet.
Das Forscherteam betrachtete auch die 2011 vom europäischen Forum für Luftfahrtforschung vorgelegten Emissions-Ziele des Flightpath 2050 (75 Prozent Reduktion der CO2-Emissionen und 90 Prozent Reduktion der Stickoxid-Emissionen bis 2050 pro Passagier-Kilometer und für ein Flugzeug des Jahres 2050 im Vergleich zu einem des Jahres 2000). Seiner Einschätzung nach könnten diese Ziele die Klimawirkung des Luftverkehrs stabilisieren, so Grewe. «Allerdings führen auch die gegenüber CORSIA strengeren Ziele des Flightpath 2050 zu einem beständigen Beitrag der Branche zur globalen Erwärmung im 21. Jahrhundert». Denn trotz der Corona-Flaute werde die Luftfahrtbranche in den kommenden Jahrzehnten wohl weiter wachsen. Eine vorübergehende Erholung des Klimas werde sich relativ gering auswirken, da der Luftverkehrssektor in den nächsten drei bis 15 Jahren wieder verstärkt zunehmen werde.
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