Herr über die Sägen: A.Stolzer
Im Sägen ist Kasto Weltmeister. Spezialität sind längst Anlagen, in denen vom Rohmaterial bis zum Warenausgang alles vollautomatisch abläuft. Ein neues Turmlager beschickt CNC-Bearbeitungszentren mit dem Material, ein 3D-Scan steuert den Greifer. Die Robotisierung nimmt zu – und wird weltweit geschätzt.
Rund um den Globus hat der Spezialanlagen-Hersteller, der laut Unternehmensangaben «ganz nebenbei» 170 Patente hält, inzwischen über 140 000 Sägemaschinen verkauft und 2400 Lagersysteme installiert. Bügel-, Band- und Kreissägen, von kleinen Handmaschinen bis zu Hochleistungs-Bandsägeautomaten zur industriellen Bearbeitung von grossen Blöcken und Platten waren der Grundstein.
Produktionshalle in Achern. Fotos: klk.
Neben der Expertise, die für die Bearbeitung verschiedenster Stähle gebraucht wird, macht mittlerweile aber auch die Lagertechnik rund um die Anlieferung des Rohmaterials, Bearbeitung, Kommissionierung und versandgerechte Auslieferung einen wesentlichen Geschäftsvorteil aus, von dem das wohl älteste Familienunternehmen dieser Art in Europa (1844 als Zimmerei-Betrieb gegründet) profitiert.
Überflüssig zu sagen, dass das Bemerkenswerte an der 180jährigen Familientradion in der mittlerweile sechsten Generation der hartnäckige Wille zur Innovation ist. Während manch andere beim «Sägen» und dem ursprünglichen Grundmaterial (Holz) geblieben wären, machte Kasto im Laufe der Zeit zahlreiche Phasen durch. Wurden zu Gründerzeiten zunächst Sägemühlen und -werke mit Sägegattern ausgerüstet, liess Kasto 1947 die weltweit erste Metallbügelsäge patentieren.
Kompakte Lösung: Der Sort Tower
1972 sorgte ein erstes Langgut-Lager für Aufmerksamkeit. 1977 wurde es international mit einer Niederlassung in Frankreich. Es folgten Standorte in den USA, England, Singapur, der Schweiz und 2018 in China. 1986 war es Zeit für ein Warehouse-Management-System auf Windows-Basis, 1991 für ein neues Zweigwerk im thüringischen Schalkau. 2003 wurde das erste Robot-Handlingsystem integriert, 2010 im Badischen Achern der Haupstandort mit einem Vorführzentrum und 5000 Quadratmetern an zusätzlichen Montagekapazitäten ausgebaut. Der Wandel der Zeiten hat sich deutlich beschleunigt, Stillstand ist offenkundig verpönt.
Heute gibt es die Steuerung der Sägezentren per App, meldet Jonathan Riegel, Leiter des Prozess- und IT-Managements. Auch die jüngsten Geräte-Entwicklungen sind in einem Online-Shop konfigurierbar. Alte Anlagen werden entsprechend modernen Ansprüchen an die Nachhaltigkeit nicht mehr einfach «ausser Dienst» gestellt (oder sogar verschrottet), sondern – wo möglich - per Retrofit an aktuelle Erfordernisse angepasst.
SuperCaps kappen die Stromspitzen
Energieverbräuche gehören natürlich zur Geschäftsbilanz. Im Vergleich zu 2016, erläutert Sönke Krebber, Entwicklungs-Chef, Mitglied der Geschäftsleitung und fest integriert, wurden mit heutigem Stand 2,6 Mio. kWh eingespart und der Energiehunger in der eigenen Produktion um 25 Prozent gesenkt.Geschäftsreisen werden in CO2-Emissionen umgerechnet, und vorausschauende virtuelle Inbetriebnahmen per digitalen Zwilling, bevor Anlagen in Betrieb gehen, mit 175 t an CO2-Ersparnis kalkuliert.
Hydraulische Systeme, die bei Kasto eine wesentliche Rolle spielen, sind bekanntlich nicht die energie-sparendsten. Weshalb die Sägen – was früher meist nicht der Fall war - nun zwischendurch vermehrt den Druck abschalten, wenn sie nicht in Betrieb sind. Wie vielerorts in der Lagerlogistik, auch hier zwischenzeitlich die Nutzung von SuperCaps, um Stromspitzen von Regalbediengeräten zu kappen, die hier tonnenschwere Lasten heben (Firmenchef Armin Stolzer: «Wir haben nun mal schweres Material»). Die Strom-Rückspeisung aus mit diesen Gewichten befrachteten Hubbewegungen sei allerdings ebenso beträchtlich. Und helfe, Spitzenwerte beim Strombezug – aus denen sich die Grundanschlusswerte und Tarife aus dem öffentlichen Netz ergeben - um bis zu 50 Prozent zu verringern. Säge-Antriebe erfüllen die Energieeffizienzklasse IE3. Frequenzregler steuern die Drehzahl, und passen die Geschwindigkeit an die jeweilige Anwendung an.
Geschäftsführer Armin Stolzer räumt ein, dass die Jahre 2021 bis 2024 nicht gerade über die Massen gewinnträchtig waren. Zudem habe man als Maschinenhersteller einen Zeitversatz bei der Industrie einzurechnen, deren Investitionen und damit verbundene Aufträge, wenn schlechte Phasen wie die Coronakrise bewältigt seien, erst langsam wieder ein Normalniveau erreichten.
Unitower CNC mit Palettenhandhabung
Unterdessen wird sich nicht ausgeruht.Ein neues, robotisiertes Zufuhrsystem namens KASTOpick bar entstand. Es entnimmt und handhabt 24/7 autonom und vollautomatisiert Flach-, Vierkant- und Rundstangen, Rund- und Profilrohre aus Lagerkassetten. Ein 3D-Sensor-Messkopf fährt über die bis zu 6 m lange Kassette, erzeugt per Scan eine 3D-Punktewolke, die von einer speziellen Software ausgewertet wird, und lokalisiert die Stäbe sowie mögliche Greifpunkte für die Roboter. Dabei sorgt eine intelligente Fahrwegberechnung bis zur Zielpositiondafür, dass die Roboter weder zusammenstossen, noch der Stab auf seiner Bahn auf ein Hindernis prallen kann. Der Clou: Das System erfordert kein Teach-in durch den Benutzer.
Ins Warehouse Management System KASTOlogic lassen sich mittlerweile auch manuell bediente Lagerbereiche, etwa für besonders sperriges oder schweres Lagergut, sowie mobile Devices integrieren. Mehrwert schafft nicht nur das Turmlagersystem Unitower cnc für die automatisierte Bestückung von CNC-Bearbeitungszentren, sondern als Raumwunder und Komplett-Lösung von geradezu sensationeller Kompaktheit auch der Sort Tower mit einem platzsparenden System für die Anarbeitung inklusive Output im 24/7-Betrieb.
Absolutes Flaggschiff-Projekt der jüngeren Zeit, zu dem die internationale Presse zu einem Abstecher bei SEW Eurodrive geladen war, ist eine Anlage mit zwei Regalbediengeräten der Sonderklasse, die 5100 Kassetten versorgen und mit 8 Sägeautomaten verbunden sind. Die Gesamtanlage, so Armin Stolzer, ist so hochautomatisiert, dass sie von drei bis vier Personen bedient werden kann.
Klaus Koch
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