Foto: A.Lee/WMO

Noch wäre es zu früh für eine Entwarnung. Trotzdem wird der Rückgang des Ozonlochs als bescheidener Beleg dafür gewertet, dass es möglich ist, Klimaschäden durch technische Massnahmen wie die Vermeidung FCKW-haltiger Kühlmittel zu reduzieren. Das ist auch für die temperaturgeführte Logistik von Bedeutung.

Kälteindustrie und Technikanbieter aus dem Kühlbereich haben in zurückliegenden Jahren akkurat daran gearbeitet, Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe in ihren Anlagen zu vermeiden und den Weg für andere, natürliche Kältemittel zu ebnen. Gesetzgeberische Massnahmen, auch komplette Verbote, trugen ihren Teil dazu bei. «Könnte gut sein», sagt Beat Schmutz, Geschäftsleiter von SSP Kälteplaner am Hauptsitz in Oensingen, «dass das jetzt eine Art Erfolgsgeschichte ist». Zu weit aus dem Fenster hinauslehnen möchte sich in dieser Frage aber niemand. Zumal die Erholung der atmosphärischen Schichten laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) mit Zeithorizonten rechnet, die Jahrzehnte dauern. Immerhin haben auch die ersten Anzeichen der vermutlichen Fortsetzung einer Verringerung des Schadens der vor allem durch die Chlor-Radikale entstandenen Zerstörung der Ozonschicht, die vor der harten UV-Strahlung durch Sonnenlicht schützt, über 20 Jahre gebraucht.

Abb.: WMO

In den Augen vieler ist das entsprechende Abkommen zum FCKW-Verbot sogar schon wieder Geschichte. Es ist auch nicht nur die Kälteindustrie, die ihren Teil zur Schädigung der Ozonschicht beitrug. Im 20. Jahrhundert waren es Millionen von Kühlschränken in ganz normalen Haushalten und oft mangelhafte Entsorgung, aber auch mindestens nochmal genauso viele handelsübliche Spray- und Sprühmittel, in denen FCKW das übliche Treibmittel waren. Aber natürlich auch die Kühlhäuser. «Wer hier welchen Anteil hatte», so Georg Burkhardt, Geschäftsführer des über Jahre in Fragen der Änderung beratenden Schweizerischen Verbandes für Temperaturgeführte Logistik (SVTL), «lässt sich hier nicht so genau sagen».

Zudem soll es nun in den kommenden Jahren stärker um die Reduzierung von Treibhausgasen wie das inzwischen als Massstab gewählte Kohlendioxid (CO2) gehen. Immerhin gebe der FCKW/Ozon-Erfolg mit den seither erfolgten technischen Umstellungen begründeten Anlass zur Hoffnung, dass auch hier Abhilfe möglich sei – durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen, die vielzitierte «Energiewende», neue Formen der Mobilität und zahlreiche weitere Massnahmen.

Abb.: VDKL

Im Fall des Ozonlochs basieren die neuesten Bewertungen auf Studien, Forschungen und Daten, die von einer grossen internationalen Expertengruppe zusammengestellt wurden, darunter die der WMO, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der US-Meteorologie-Behörde NOAA, der NASA wie auch der Europäischen Kommission.

Das von den Vereinten Nationen unterstützte wissenschaftliche Bewertungsgremium zum alle vier Jahre veröffentlichten Bericht des Montrealer Protokolls über ozonabbauende Substanzen bestätigt, dass der Ausstieg aus fast 99 % der verbotenen ozonabbauenden Substanzen zum Schutz der Ozonschicht erfolgreich war. Er habe zu einer bemerkenswerten Erholung der Ozonschicht in der oberen Stratosphäre geführt, und die Exposition gegenüber schädlichen ultravioletten (UV) Strahlen der Sonne merklich verringert.

«Ozon-Massnahmen schaffen einen Präzedenzfall für Klimaschutzmassnahmen. Unser Erfolg beim Ausstieg aus ozonfressenden Chemikalien zeigt uns, was dringend getan werden kann und muss, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, Treibhausgase zu reduzieren und so den Temperaturanstieg zu begrenzen», so WMO-Generalsekretär Petteri Taalas Anfang der vergangenen Woche. Demnach wäre die Ozonschicht in der Tat auf dem Weg, sich in den nächsten vier Jahrzehnten zu erholen.

Abb.: NOAA

Eine zusätzliche Vereinbarung aus dem Jahr 2016, die als Kigali-Änderung des Montrealer Protokolls bekannt ist, fordert auch die schrittweise Einstellung der Produktion und des Verbrauchs weiterer Fluorkohlenwasserstoffe. Solche, die das Ozon nicht direkt abbauen, aber ebenfalls starke Klimagase sind. Das Wissenschaftliche Bewertungsgremium meint, dass diese Änderung Schätzungen zufolge eine Erwärmung um 0,3–0,5 °C bis 2100 verhindern werde. Zwischenzeitlich bestätigten Forscher des Alfred-Wegener-Instituts allerdings auch erstmal noch ein weiteres Ozonloch über dem Nordpol.

www.svtl.ch

WMO/UNEP-Video

 

Hier das Originaldokument der World Meteorological Organization