Auf der Bahn-Teststrecke in Wegberg-Wildenrath fand in Anwesenheit von DB-Chef Richard Lutz und Siemens-CEO Roland Busch eine erste Fahrt mit dem Wasserstoffzug Mireo Plus H statt. Im Anschluss daran wurde an der mobilen Wasserstofftankstelle gleich wieder getankt.
Die Wasserstoff-Technologie soll künftig Dieseltriebzüge im Regionalverkehr ersetzen und somit einen wesentlichen Beitrag zum Dieselausstieg leisten. Das System soll ab 2024 im Raum Tübingen eingesetzt werden. Siemens Mobility und die Deutsche Bahn hatten das Projekt H2goesRail bereits im November 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt. In den vergangenen Monaten fanden neben Betankungs- und Inbetriebnahme-Tests auch umfangreiche Schulungen der Mitarbeitenden statt, die künftig die Anlage handhaben werden.
«Der neue Mireo Plus H Zug stösst keine Emissionen aus, hat 1000 km Reichweite, ist bis 160 km/h schnell und kann zügig betankt werden». Ein einziger Zug werde über seine Lebensdauer von 30 Jahren bis zu 45.000 Tonnen CO 2 gegenüber Autofahrten einsparen, so Siemens-Chef Busch.
Das Ziel sei klar, sagt Richard Lutz. «Bis 2040 werden wir als Deutsche Bahn klimaneutral sein. Ein wichtiger Hebel dabei ist der Abschied vom Diesel. Mit unserer Entwicklung einer mobilen Wasserstofftankstelle und der dazugehörigen Instandhaltungsinfrastruktur zeigen wir als Deutsche Bahn einmal mehr, wie innovative Antriebstechnologien aussehen und klimaneutrale Mobilität von Morgen geht.»
Das Projekt wird im Rahmen des deutschen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie mit insgesamt 13,74 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert.
Auf der Prüfstrecke
Der Mireo Plus H für das H2goesRail Projekt hat als Zweiteiler eine Reichweite von bis zu 800 km, ist dank eines Plattformansatzes so leistungsfähig wie elektrische Triebzüge und zeichnet sich durch eine hohe Antriebsleistung von 1,7 MW für bis zu 1,1 m/s² Beschleunigung und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 160 km/h aus.
Ein Schlüsselelement, um Wasserstofftechnologie im Betriebsalltag konkurrenzfähig zum bisher verwendeten Dieselkraftstoff zu machen, ist ein schneller Betankungsvorgang. Die DB hat daher ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem die Betankung eines Wasserstoffzuges erstmalig genauso schnell verläuft, wie die Betankung eines Dieseltriebzugs. Dies sei ein wichtiger Aspekt angesichts der eng getakteten Zugfolgen im Regionalverkehr der DB. Der Wasserstoff wird in Tübingen von DB Energie mit Ökostrom produziert, der direkt aus der Oberleitung kommt.
Fotos: Siemens/DB
Am Beispiel des H2goesRail-Projekts ergeben sich auf der Strecke zwischen Tübingen und Pforzheim durch den Abschied vom Diesel CO 2-Einsparungen von ca. 330 t pro Jahr. Generell kann der Mireo Plus H, abhängig vom Streckenprofil, 520 t pro Jahr einsparen (gerechnet auf 200.000 km Laufleistung). Der Mireo Plus H wird 2023 Testfahrten in Baden-Württemberg aufnehmen. Ab 2024 ist er für das Projekt H2goesRail im regulären Fahrgasteinsatz zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim unterwegs und ersetzt einen dort fahrenden Dieseltriebwagen. Siemens Mobility und die Deutsche Bahn präsentieren das Projekt H2goesRail und den Mireo Plus H auch auf der InnoTrans 2022, die von 20. bis 23. September in Berlin stattfindet.
InnoTrans Berlin: Mireo Plus H Standplatz T06/40, mobile Wasserstofftankstelle Standplatz O/630
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