In der Schweiz ist der Anteil der Schiene beim alpenquerenden Güterverkehr auf den höchsten Stand seit 25 Jahren gestiegen, die Zahl der Lkw-Fahrten auf rund 900'000 pro Jahr gesunken. Das sind allerdings immer noch wesentlich mehr, als die 650'000 Fahrten, die einst als Ziel propagiert wurden.

Der Bundesrat will daher die Verlagerung weiter stärken. Dazu sieht er zum Beispiel vor, die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe weiterzuentwickeln. Der Verlagerungsbericht 2021, der vergangene Woche vorgelegt wurde, zeigt, dass die Instrumente und Massnahmen zwar greifen: Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT), die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) und die Bahnreform haben den Zahlen zufolge massgeblich dazu beigetragen, die Schiene zu stärken und die Lastwagentransporte durch die Alpen zu reduzieren.

Diese Entwicklung werde durch die vor einem Jahr erfolgte Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnel sowie den 4-Meter-Korridor auf der Gotthard-Basislinie weiter begünstigt: Einzelne Operateure gewannen in den ersten Monaten des Jahres bei grossprofiligen Transporten 25 Prozent neue Kunden hinzu.

Die eigentliche Zielmarke hingegen sei weiter verfehlt worden. Die LSVA war bis jetzt mit der Orientierung an den EURO-Abgasnormen darauf ausgerichtet, die Luftschadstoffe zu reduzieren. Das habe dazu beigetragen, dass die Lastwagenflotten laufend modernisiert wurden. Der Bundesrat strebe nun eine schrittweise Neuorientierung der LSVA gemäss CO2-Ausstoss der Fahrzeuge an. Der Bundesrat möchte zudem Klarheit schaffen zur Frage, wie lang Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (Strom, Wasserstoff) von der LSVA befreit bleiben. Die Transportbranche brauche für die Umstellung ihrer Fahrzeugflotten Planungssicherheit.

Die finanzielle Unterstützung für die Rollende Landstrasse (Rola), bei der ganze Lastwagen auf der Schiene durch die Schweiz transportiert werden, läuft bis Ende 2023. Der Bundesrat schlägt vor, sie bis 2028 mit jährlich rund 20 Mio. weiterzuführen. Das bestehende Rollmaterial lässt sich bis dahin ohne grössere Investitionen weiter nutzen, zudem sollen die Angebote im unbegleiteten kombinierten Verkehr gestärkt werden. Die Rola soll dann Ende 2028 eingestellt werden.

Mit dem nächsten Verlagerungsbericht will der Bundesrat analysieren, wo es entlang des Nord-Süd-Korridors ungenutztes Verlagerungspotenzial gibt. Erste Abklärungen zeigen, dass verschiedene Regionen noch über Potenzial für die Verlagerung verfügen. In diesem Zusammenhang würden jetzt Massnahmen zur Stärkung des Binnen-, Import- und Export-Schienengüterverkehrs geprüft, wie sie auch schon in diversen in parlamentarischen Vorstössen gefordert wurden.

Der Bund setzt sich zudem dafür ein, dass bei Baustellen entlang der NEAT-Zulaufstrecken genügend Umleitungskapazitäten geschaffen werden und diese Strecken auf zeitgemässe Zuglängen und –gewichte ausgerichtet werden. Dies dient dazu, das Potenzial der NEAT noch besser auszuschöpfen. Baustellen sowie eine unzureichende internationale Harmonisierung der Trassen erschweren dies heute.

Im Nachgang zu einem parlamentarischen Vorstoss hat der Bundesrat in den Verlagerungsberichten 2017 und 2019 den Kanton Wallis und die im Wallis ansässige chemische Industrie aufgefordert, die Risiken von Gefahrguttransporten auf der Simplon-Passstrasse im Rahmen einer Selbstverpflichtung zu reduzieren. Die entsprechenden Arbeiten wurden inzwischen aufgenommen. Der Bundesrat will Ende 2022 eine Standortbeurteilung vornehmen und über das weitere Vorgehen entscheiden.

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