Ergebnis des GS1-Online-Talks von Jan Eberle, Branchenmanager Transport und Logistik bei GS1 Schweiz, mit Marco Gredig, CEO des Luftfrachtspezialisten Cargologic, über Herausforderungen in der Impfstoff-Supply-Chain: Es gibt jede Menge Koordinierungsbedarf. «Ohne» geht es nicht.
Auf rund 80000 Quadratmetern wurden in Kloten im zurückliegenden Jahr rund 420 000 t Luftfracht umgeschlagen. «Da ist alles dabei», sagt Gredig. «Nur eine Giraffe, glaube ich, hatten wir noch nicht». Cargologic, der grösste Anbieter für Luftfracht-Abfertigung in der Schweiz, zeigte sich auch gut auf den Transport der Vakzine vorbereitet. «Zürich ist eine wichtige Drehscheibe für Pharmasendungen aus der ganzen Welt», so Gredig. Man ist eingerichtet auf Kühltransporte. Tonnenweise muss Trockeneis bereitgehalten werden, um den Impfstoff bei Temperaturen von minus 70 Grad handhaben zu können ohne die Kühlkette zu unterbrechen und ihn möglicherweise unbrauchbar zu machen. Cargologic, eine Tochter von Rhenus-Alpina mit Sitz in Basel, nimmt in Zürich-Kloten bei der Impfstoff-Logistik jedenfalls eine führende Rolle ein.
«Es ging ja mit den ersten Vorzeichen der Pandemie bereits im Januar 2020 los», sagt Gredig. «Wir haben dann schon begonnen uns vorzubereiten (…) Wir waren eigentlich der Auffassung, dass wir wussten, was auf uns zukommt». Aber von den tatsächlichen Dimensionen waren dann doch alle ein wenig überrascht.
Cargologic sicherte in Rücksprache mit Basel seine Liquidät. Für die Mitarbeitenden wurde die Maskenpflicht eingeführt. «Das kam im ersten Moment gar nicht so gut an. Aber wir mussten auch unsere Leute schützen». Personen aus Risikogruppen wurden «gleich nach Hause geschickt». Nebenbei wurde mit der Belegschaft kommuniziert, was an Massnahmen im eigenen Hause notwendig sei, und was nicht.
März / April / Mai ging´s dann richtig los. Rund 600 Mio. Masken wurden abgefertigt. Videokonferenzen wurden organisiert, die Handhabung trainiert, ein Strategieprogramm mit Live-Chat entwickelt. Gredig: «Es war obendrein wichtig, dass alle wussten, der Lohn ist gesichert». Mit Rhenus Alpina war alles abgeklärt. «Auch die Geschäftsleitung aus Deutschland kam mal vorbei».
Fotos: Cargologic
«Wir haben uns mit den Kollegen von den Airlines zusammengesetzt», so Gredig. Auf einer Palette sind gleich mal 200000 Impfstoff-Dosen drauf. «Damit hatten wir eine Grösse, mit der wir rechnen konnten». Die Temperaturbereiche sind bekanntlich verschieden. «Der eine Impfstoff muss bei minus 80 Grad transportiert werden, andere vertragen auch höhere Temperaturen». So ganz neu, wie gesagt, war der Umgang mit temperaturgeführter Ware natürlich nicht. «Das ist bei uns Teil des Alltagsgeschäfts», sagt Gredig. «Wir werden auch in Zukunft damit umgehen können».
Kühlketten-Unterbrüche wie der, bei dem in Deutschland mal 2500 Dosen als nicht mehr verwendbar eingestuft wurden, habe es in der Schweiz nicht gegeben. «Mir ist zumindest keiner bekannt», so Gredig.
Ob bei den temperaturgeführten Containern auch solche des Schweizer start-ups SkyCell verwendet wurden? «Wir benutzen die schon. Welche Container letztlich verwendet werden, ist aber eher Sache der jeweiligen Airline». Natürlich gelte es auch verstärkt Sicherheitsfragen zu beachten, um der Entwendung wertvoller Fracht vorzubeugen. Erst dieser Tage sei im Flughafenbereich Schmuck im Wert von 250000 Franken abhanden gekommen. Gredig: «Momentan beschäftigt uns vorwiegend die Frage nach der IT-Sicherheit».
Warum jemand fast zwei Jahrzehnte beim selben Arbeitgeber – in diesem Fall Cargologic – bliebt, will Jan Eberle wissen. Gredig: «Wir sind hier ein gutes Team. Die gute Zusammenarbeit ist einfach mit ausschlaggebend».
Hier der komplette Online-Talk im Video
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