BZ-Experten bei Still

Die Still-Show anlässlich der Presse-Präsentation in Hamburg wartete nicht nur mit dem üblichen Dezibelpegel, sondern mit einem auch auf andere Marken ausgedehnten Service-Konzept, einer H2- und einer Automatisierungs-Strategie auf. Mitten in der grössten Transformationswelle ist alles in Bewegung. 

 Möglicherweise ist das Eingeständnis, dass Vorwärts-Konzepte und innovative Strategien derzeit noch gar nicht alle streng fixiert sondern ausdrücklich auf Flexibilität eingestellt sind, die wichtigste Feststellung überhaupt. So sind es – neben der Aufteilung in die künftig zwei Produktlinien «Xcellence» und «Classic Line» auch eine ganze Reihe weiterer Stossrichtungen, die in den kommenden Jahren den Kurs vorgeben sollen.

Marken-Stratege F. Müller

In Sachen Energieeffizienz legt der neue RXE 10-16C direkt vor. So ist es möglich, den DIN EN 16796 Zyklus mit dem neuen RXE 10-16C so zu fahren, dass der Energieverbrauch um bis zu 17 % niedriger ist als beim Vorgänger RX 50 – trotz höherer Fahrzeugmasse. Das entspricht auch dem Trend, den Marken-Manager Frank Müller vorgibt, aber gleichzeitig einräumt: «Es ist noch nicht alles fertigformuliert». Rein verbal mit «Greenwashing» auf neue Anforderungen zu reagieren, genüge nicht. Andere Fragestellungen beispielsweise könnten aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Fachkräftemangels auch darauf lauten: «Wie können wir mit weniger Arbeits- und Energie-Aufwand trotzdem mehr Leistung zeigen?».  

Allemal interessant ist hier die Erkenntnis, dass hochintelligente Lagerfahrzeuge zwar teurer in der Anschaffung sind, sich dafür aber auch besser an beengte und ungünstige Lager-Umgebungen anpassen können. Vorhandene Lagerstrukturen seien oft zu beengt und damit für eine nachträgliche Automatisierung nicht geeignet. Still will hier mit smarten Brown-Field-Lösungen Abhilfe schaffen: selbstlernende Flurförderzeuge, die auch mit ungünstigen Verhältnissen zurechtkommen, und eine smarte Trennung von Horizontal- und Vertikaltransporten mit mischbetriebtauglichen AGVs.

Fotos: klk

Bemerkenswert der Ansatz, den Service für eigene Fahrzeugflotten künftig nach Möglichkeit auch auf andere Marken auszudehnen, die in grösseren Flottenbeständen nahezu unvermeidlich sind. Ein Team um Service-Fachmann Bernd Wildemann hat deshalb eine Wissens-Datenbank aufgebaut. Auf die können Still-Techniker vor Ort zurückgreifen, wenn mit einem gewissen Kenntnisstand über in die Lagerprozesse einbezogenen Fahrzeuge anderer Hersteller schneller voranzukommen ist. Gar nicht so einfach, weil durchaus mit Fallstricken versehen: Denn wer möchte schon frank und frei eigene Daten an Mitbewerber weiterreichen. Ausdrücklich soll es deshalb nicht darum gehen, den technischen Stand und etwaige «Macken» der Konkurrenz auszuloten, sondern dem Kunden vor Ort schneller helfen zu können.

Innovativster Pfeiler der Gesamtstrategie  ist die Brennstoffzellen-Technologie. Zwei Jahrzehnte verschiedener H2-Projekte hat man inzwischen hinter sich. Jetzt soll eine eigene, in Hamburg hergestellte 24-V-Brennstoffzelle für Lagertechnikfahrzeuge auf den Markt gebracht werden. Interessant auch hier, dass die H2-Zelle mit einer Lithium-Ionen-Batterie gepuffert wird – dass das Fahrzeug irgendwann mal liegenbliebe, scheint nahezu unmöglich (weitere Berichte folgen).  

Klaus Koch

www.still.de