In Zürich findet von 25. bis 26. Januar parallel zur LOGISTICS & AUTOMATION die Messe EMPACK 2023 statt. Im Easyfairs-Interview spricht Patrick Semadeni, CEO der Semadeni Plastics Group und Experte für Kreislaufwirtschaft, über die Möglichkeiten, Kunststoff nachhaltig einzusetzen.
Herr Semadeni, Sie sind im Vorstand von PRISMA. Das ist ein Verbund verschiedener Unternehmen im Bereich Markenartikel, Hersteller, Detailhandel und Verpackung, die sich für Kreislaufwirtschaft einsetzen. Was sind da die wichtigsten Ziele?
Patrick Semadeni: Das Ziel bei PRISMA ist ganz einfach: Wir wollen die Kreislaufwirtschaft für alle Verpackungen umsetzen und beginnen diese Aufgabe mit Kunststoffverpackungen und Getränkekartons. Dabei setzen wir auf hohe Sammel- und Verwertungsquoten – und orientieren uns auch an EU-Zielen. Wir sind überzeugt, dass diese hohen Recyclingquoten nur erreicht werden können, wenn ein EPV-System «Erweiterte Produzenten-Verantwortung» umgesetzt wird. Das heisst, dass das Sammelsystem vorfinanziert ist. Das zeigt auch die Realität in Europa, und dies führt zu höheren Sammel- und Recyclingquoten.
Sie sind ja auch im Lenkungs-Komitee von «Sammlung 2025». Welche Ziele haben sie dort ganz konkret?
Bei der «Sammlung 2025» geht es um den Aufbau einer national koordinierten Sammlung von Kunststoffverpackungen und Getränkekartons. Dies soll in einer kundenfreundlichen Art und Weise gestaltet werden. Im Projekt ist auch die ganze Wertschöpfungskette vertreten, sodass grundsätzlich alle Akteure gemeinsam auf dieses Ziel hinarbeiten können.
P.Semadeni
«PRISMA», «realCYCLE» und die «Drehscheibe Kreislaufwirtschaft» engagieren sich gemeinsam für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen in der Schweiz. Die drei Initiativen bündeln ihre Kräfte, um das Thema gemeinsam mit noch mehr Durchsetzungskraft voranzutreiben. Wo ist noch Überzeugungsarbeit auf Hersteller- oder Verbraucherseite zu leisten?
Verpackungen werden von vielen Menschen immer noch als notwendiges oder manchmal gar überflüssiges Übel betrachtet. Hier muss definitiv die Funktion der Verpackung wieder in den Fokus gerückt werden: Wozu braucht man überhaupt Verpackungen? Lebensmittel bleiben länger haltbar, und sie werden vor Verunreinigungen geschützt. Dazu verringern sie den CO2-Fussabdruck unseres täglichen Konsums, da der CO2-Fussabdruck der Verpackung viel kleiner ist als derjenige des verpackten Produkts und dieses länger haltbar bleibt. Am Ende ihres Lebens werden Verpackungen aber dann meist als Abfall angesehen und achtlos entsorgt.
Hier müssen wir darüber aufklären, dass es sich nicht um Abfall handelt, sondern dass diese Verpackung am Ende ihres Lebens eben einen Wert hat – sei es, dass man die Verpackung als Mehrwegverpackung nochmals einsetzen kann oder dass man wenigstens das Material, das in der Verpackung steckt, im Kreislauf behalten kann. Sie hat also einen ökologischen und ökonomischen Wert. Wichtig ist auch, dass wir mehr Transparenz haben in der gesamten Wertschöpfungskette bezüglich der beinhalteten Substanzen wie beispielsweise den Additiven. Gerade in den Recyclingkreisläufen ist diese Transparenz wichtig, um sicherzustellen, dass keine toxikologisch negativen Effekte bei der Wiederverwendung des Materials auftreten. Dann kann es gelingen, dass die Verpackung wieder als das angesehen wird, was sie ist: nämlich ein sehr wichtiges Element in der gesamten Wertschöpfungskette unseres Konsums und der Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Gebrauchs.
Fotos: Easyfairs
Was ist also das Wichtigste, worauf man noch mehr achten sollte? Dass man auf Produkte schaut, die nicht zu viele Umverpackungen haben?
Da sprechen Sie etwas ganz Wichtiges an, nämlich: Wie treffe ich meine Kaufentscheidungen? Wenn wir von «Design für Recycling» sprechen, wollen wir ein möglichst einfaches Design, wenig Additive, keine Farbstoffe und wenig Dekoration? Dann sieht das Produkt aber nicht mehr so bunt aus, wie es vielleicht aussehen würde, wenn ich es mit leuchtenden Farben einfärben würde. Aber im Recyclingprozess ergibt sich dadurch natürlich eine kleinere Komplexität und die Aufbereitung wird einfacher. Da ist es wichtig, dass man diese Information dem Publikum auch mitgibt. Das kann beispielsweise mittels eines QR Code erfolgen, damit man weiss, was in der Verpackung drinsteckt und woher sie kommt. So kann man nachhaltige Konsumentscheidungen oder Kaufentscheidungen unterstützen.
Das Interview führte Markus Frutig (Inoveris)
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