Nicht nötig, sagen die meisten. Aber eine Unzahl an Neuentwicklungen und Innovationen, die an der diesjährigen LogiMAT ihren Auftritt haben werden, sieht verdächtig danach aus. Neben neuen Staplerserien stehen in den Hallen 9 und 10 insbesondere neue Antriebssysteme und Speicher, Assistenzsysteme aber auch die «Fahrerlosen» im Fokus. 

 Immerhin: Dem Elektroantrieb als massgeblichem Instrument für effiziente Materialströme und den Warenfluss in der Intralogistik gehört die Zukunft. Antriebe für Hochhubwagen und kleine Gabelstapler, die speziell für Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) und Autonome Mobile Roboter (AMR) entwickelt wurden, bieten kompakte Radsätze mit hochintegrierten modularen Radnaben-Antrieben. Und allein schon bei Rädern, Reifen und Antriebsrollen entfalten sich interessante -  wenn auch im Raumfahrt-Zeitalter nicht unbedingt «intergalaktisch»  hochentwickelte Ideen, die jedoch im Rahmen der Nachhaltigkeit punkten.  

 Pneus mit neuen Gummimischungen aktivieren bei einer Restlaufzeit von etwa 100 Betriebsstunden ein helles Farbsignal auf der Lauffläche. Neu produzierte elastische Vollreifen basieren zu rund 60 Prozent auf nachwachsenden und recycelten Materialien. Rollcontainersysteme und Mobile Transport Boxen bieten Räder mit integrierten Rollenbremsen. Neue Polyamid-Räder und Laufrollen benötigen im laufenden Betrieb bis zu 25 Prozent weniger Antriebsenergie. Leichtlaufenden Lenkrollen optimieren Kommissionierwagen. Transportsysteme mit Mecanum-Rädern ermöglichen omnidirektionale Fahrmanöver ohne mechanische Lenkung.

Es geht nicht um die nächste Mondlandung, sondern um effiziente und nachhaltige Prozesse. «Das breite Spektrum an Innovationen allein beim Rollmaterial», sagt Messeleiter Michael Ruchty, «setzt sich bei den Geräten fort.»

Fotos: LogiMAT
Dabei reflektieren die Exponate, die die Ausstellergruppe Flurfördertechnik, Anbaugeräte und Energie-Management in den Hallen 9 und 10 sowie dem dazwischen liegenden Freigelände präsentieren, gleich mehrere aktuelle Trends der FFZ-Branche. Zum einen sind Mobilität und Materialflüsse im Lager gestützt auf den Einsatz von Flurförderzeugen der Klassen 1 bis 3, Stapler, Hubwagen und Routenzüge. Dabei gilt die Lithium-Ionen-Technologie inzwischen als Standard. Letzten offiziellen Veröffentlichungen zufolge, erzielen weltweit insbesondere die elektrobetriebenen Niederhubwagen die höchsten Zuwachsraten. Im Umfeld dieser Produktgruppe werden alternative Neuerungen wie etwa ein neuer motorisierter Lagerkommissionierer für Arbeitshöhen bis 5,35 m und ein Hoch- und Elektrohubwagenlift vorgestellt. Der Lift wird auf Hubwagen bis zu einem Maximalgewicht von 2500 Kilo montiert und benötigt dann laut Hersteller keine zusätzlichen Arbeitsschritte im Bereich der Sicherung mehr.

Der zweite, mit dem Zuwachs der E-Geräte verbundene Trend ist der zunehmende Nachfragerückgang bei den Staplern der Klassen 4 und 5 mit Verbrennungsmotor – die allerdings nach wie vor noch einen Marktanteil von rund 40 Prozent ausweisen.

Dritter, perspektivisch ausgerichteter Trend ist die zunehmende Ausrichtung der Hersteller auf FTF- und AMR-Lösungen. Nahezu alle führenden Hersteller kommen mit neuen «Fahrerlosen» zur LogiMAT. Mehrere Staplerhersteller zeigen in Live-Szenarien die Möglichkeiten und Vorteile einer koordinierten Zusammenarbeit vollautomatisierter Lagergeräte. Fahrerlose Schubmaststapler und Hochhubwagen bedienen im Regalsystem eingesetzte Shuttle-Systeme. Live-Präsentation zeigen flexible und skalierbare Automatisierungs-Kombinationen mit FTS und Autonomen Mobilen Robotern.

Zudem werden mit einem Szenarium am Beispiel des Hochhubwagens smarte Einstiegslösungen für die Automatisierung einzelner logistischer Prozesse vorgestellt. Das Thema erörtert am Nachmittag des zweiten Messetags im Rahmenprogramm der LogiMAT ein Expertenkreis unter Moderation von Günter Ullrich, Geschäftsführender Gesellschafter der Forum-FTS GmbH und Leiter des VDI Fachausschuss FTS. Im Experten-Forum in der LogiMAT-Arena im Eingangsbereich Ost, beleuchten Fachleute die Zukunft der mobilen Roboter aus Sicht der Sensorhersteller.

Weiterer Schwerpunkt in den Hallen 9 und 10 ist das Thema Elektropower. Immerhin hat ein Hersteller im Vorfeld der Messe angekündigt, sein gesamtes Geräteportfolio vom Frontstapler über Containerhandling-Equipment bis hin zu Industrie-Reachstackern und den Schwerstaplern von 10 bis 33 t Traglast bis 2025 rein elektrisch anzubieten. Entsprechende Exponate werden bereits vorgestellt.

Für nahezu alle neuen Elektrostaplerbaureihen und E-Förderzeuge der Hersteller steht dabei die Lithium-Ionen-Technologie (Li-Ion) im Vordergrund. So werden in Halle 10 von mehreren Herstellern überarbeitete Schubmaststapler und neue Elektro-Hochhubwagen sowie aktuelle Entwicklungen bei den Elektrogegengewichtsstapler durchweg mit Li-Ion-Akku gezeigt. In Halle 9 feiert unter anderem ein neuer voll elektrischer (elektrisch heben und elektrisch fahren) Scherenhubwagen mit Lithium-Ionen-Akkus und verschiedenen Gabellängen bis 2000 mm Premiere.


Parallel dazu fördern einige führende FFZ-Hersteller zur Reduktion von CO2-Emissionen ihrer Kunden die Weiterentwicklung und Einbindung von Brennstoffzellen. Die Wasserstofftechnologie gilt als eines der relevantesten Energiesysteme der Zukunft: leistungsstark, emissionsfrei – und in hohem Masse umweltverträglich - sobald die Verfügbarkeit «grünen“ Wasserstoffs verlässlich gewährleistet ist. Man darf gespannt sein: Nach Einschätzung mancher Experten könnte diese Technologie im Mischportfolio mit Lithium-Ionen-Batterien die Intralogistik künftig sogar dominieren. Schliesslich hat einer der Originalgerätehersteller jüngst als erster ein eigenes 24-Volt-Brennstoffzellensystem auf den Markt gebracht, das alternativ und ohne kompletten Umbau in die Förderzeuge eingebaut werden kann.
Wie ein evolutionärer Einsatz von Produktionsmaterialien die Recyclingquote der Geräte nachhaltig erhöhen kann, vertieft im Rahmenprogramm ein Experten-Forum «Zirkuläre Logistik – Demontage als Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften» in der LogiMAT-Arena im Eingangsbereich Ost. Am Nachmittag des ersten Messetags erörtern Johannes Fottner, Ordinarius am Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) Technische Universität München (TUM), und Podiumsgäste, wie die Demontage von Altprodukten der Grundstein für nachhaltiges Wirtschaften sein kann. 
«Mit diesem weitreichenden Überblick über ihr aktuelles Produkt- und Leistungsangebot setzt die FFZ-Branche auf der LogiMAT 2024 ein Ausrufezeichen hinsichtlich der Innovationskraft und des zukunftsorientierten Entwicklungsgrades der Hersteller», so Messechef Ruchty. «Auch wenn es bei der Gewichtung der einzelnen Produktsegmente Verschiebungen geben mag: Die vielfältigen Neuentwicklungen belegen, dass die elektromotorischen Flurförderzeuge das massgebliche Instrument für effiziente Waren- und Materialflüsse jetzt und auf absehbare Zeit auch in der Zukunft sein werden.»
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