Schlussakkord gelungen. Foto: BVL

Das Beste zum Schluss: Michael ten Hompel, Leiter des Fraunhofer-IML, und Rhenus-Vorstandsmitglied Stephan Peters riefen zum Finale des Logistikkongresses in Berlin die «Open Logistics Foundation» aus. Ein offener Anlauf zu gemeinsamen Grundlagen für künftig digital unterstützte Logistik-Ketten.

Zuvor hatte Frank Dreeke, stellvertretender Vorsitzender des BVL-Vorstands, noch einige Gedanken zur «Kollaboration», die mancherorts – und wohl aus zeitgeschichtlichen Gründen – in deutschem Kontext immer noch einen kleinen Beigeschmack haben könnte. «Hier wird nicht der Wettbewerb ausser Kraft gesetzt», so Dreeke. Als Beispiel nennt er das Joint Venture zwischen Maersk und der 50-prozentigen BLG-Tochter und reederei-unabhängigen Containerterminal-Gruppe Eurogate. Das Unternehmen betreibt gemeinsam im Netzwerk mit dem italienischen Terminalbetreiber Contship Italia zwölf Containerterminals, wurde 1999 gegründet und schlug 2019 europaweit rund 11,7 Millionen TEU um. Neben dem Containerumschlag werden auch Verpackungs-Leistungen geboten, Container-Depot-Plätze, -Wartungen und -Reparatur-Service. «Es geschieht nichts, was nicht geschehen darf» sagt Dreeke. «Das wird ja immer mal in Frage gestellt, wenn es um solche Sachen geht», so der BLG-Chef.

Joint Venture Eurogate

In der Tat ist das bemerkenswerteste Attribut der Logistics Foundation, dass sie nicht – wie in anderen Ländern teilweise üblich - clandestin geschmiedet, sondern seit langem offen angekündigt und für sie geworben wurde. Michael ten Hompel: «Wir wollen keine heimlichen Aktionen, sondern etwas, das für alle nutzbar ist». Das sei gerade der Sinn der Sache. Wie bereits anlässlich des Zukunftskongresses im September angekündigt, sei «kein Unternehmen für sich allein genommen» in der Lage, das ˋBig Picture´ einer weltweit nutzbaren, digitalen Grundlage für Logistik und Supply Chains zu realisieren. Ten Hompel: «Was wir hier brauchen und woran wir arbeiten, ist eine Art global organisierte Schwarm-Intelligenz». Die Branche solle sich nicht damit aufhalten «ständig 400 Schnittstellen einzeln zu konfigurieren», sondern gemeinsam vernetzbare Systeme und kompatible Übergänge schaffen. «Wir müssen hier eine für alle zugängliche `open source´ haben». Mitglieder der Open Logistics Foundation sind unter anderem Dachser, DB Schenker, Duisport und Rhenus. Ten Hompel: «In unseren Studiengängen sind die jungen Leute bereits zu 90 Prozent mit Open Source-Software zugange. Die tippen sich regelrecht an die Stirn, wenn wir mit alten Systemen daherkommen, die untereinander nicht – oder nur unter Schwierigkeiten - kommunizieren».

Michael ten Hompel

Mit-Initiator Stephan Peters präsentiert als modellhaftes Exempel witzigerweise die Organisations-Struktur einer vollautomatisierten Akten- und Datenträger-Vernichtung. Auch der eFrachtbrief dient als Beispiel.

BVL-Vorstands-Chef Thomas Wimmer zum Abschluss der mit 1300 Teilnehmern vor Ort und 2600 «online» zugeschalteten Personen reich an Expertenwissen bestückten Logistikkonferenz: «Mehr Chancen kann man nicht aufzeigen – jetzt ist es an uns und der Branche, die Dinge umzusetzen».

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