In Karlsuhe wurde jetzt das MockUp des neuen Zweisystem-Zuges von Stadler vorgestellt, das künftig um Karlsruhe, Saarbrücken, Neckar-Alb, Oberösterreich und Salzburg verkehren soll. Das Demonstrations-Modell ist 22m lang und bildet das Cockpit, Sitzreihen sowie den barrierefreien Multifunktionsbereich ab.
Im feierlichen Rahmen enthüllten Geschäftsführer der Verkehrsunternehmen und Politiker aus den Regionen zusammen mit dem Hersteller Stadler im Karlsruher Westen das MockUp der «TramTrains» enthüllt. Das gemeinsame Beschaffungsprojekt, bei dem sieben Partner zusammen «TramTrains» für ihre jeweilige Region ordern, ist damit auf die letzte Etappe hin zur Produktion eingebogen.
«Hier dürfen und sollen unsere Fahrgäste, Behindertenvertretungen und Mitarbeitenden in den kommenden Wochen Platz nehmen, den Einstieg mit dem Rollstuhl testen, ein Gefühl für die neuen Bahnen bekommen und mit Fahrzeugexperten ins Gespräch kommen. Gemeinsam geben wir den Bahnen zusammen mit dem Hersteller Stadler den letzten Feinschliff bevor sie in die Produktion gehen. Das ist eine Premiere für uns», so Christian Höglmeier, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) bei der. Die Karlsruher Schwesterunternehmen erhalten zusammen ab 2025 rund 150 Neufahrzeuge, darunter Niederflurbahnen für die Innenstadt (VBK) und TramTrains für die Region (AVG). Letztere werden ebenso wie die Bahnen der am Projekt beteiligten Regional-Stadtbahn Neckar-Alb vom Land Baden-Württemberg gekauft.
Das MockUp für sechs Regionen, verteilt auf Deutschland und Österreich, steht stellvertretend für das zukunftsweisende gemeinsame Fahrzeug-Beschaffungs-Konzept. Allen Partnern gemein ist die Nutzung sogenannter «TramTrains», die zugleich Eisenbahn und Strassenbahn sind und somit umsteigfreie Verbindungen aus der Region direkt in die Innenstädte ermöglicht. Die in Karlsruhe entwickelte Zweisystemtechnik gibt es noch nicht in vielen Städten.
Die Partner entwickelten im Rahmen des Projekts gemeinsam eine Standardbahn, die in wesentlichen Teilen aus gemeinsamen Elementen besteht. Daraus entstehen sechs Varianten, die beispielsweise den unterschiedlichen Einstiegshöhen, dem individuellen Farbdesign aber auch der Frage gerecht werden, ob eine Toilette vorhanden sein soll oder nicht. Auch das MockUp kann in die unterschiedlichen Varianten umgebaut werden. «Die maximale Standardisierung und die Tatsache, dass wir uns die Entwurfsplanung teilen, reduzieren die Kosten auf bis zu eine Million Euro pro Fahrzeug», betont Karlsruhe Oberbürgermeister Frank Mentrup. «Da haben kluge Menschen mit Weitblick vor vielen Jahren eine Idee in die Realität umgesetzt, die jetzt in Zeiten von knappen Kassen aufgrund explodierender Energiepreise eine kostensparende Beschaffung modernster Fahrzeuge ermöglicht.»
Die Saarbahn erhält 2024 die ersten vier Bahnen als Vorserienfahrzeuge. Diese werden dann im Realbetrieb getestet und in den Zulassungsprozess geführt. Anschliessend werden alle weiteren Bahnen nach dem Konformitätsprinzip zugelassen. «Das beschleunigt den Zulassungsprozess enorm und unsere Fahrgäste profitieren deutlich schneller von modernen barrierefreien Fahrzeugen mit Klimatisierung und Wlan», stellt Peter Edlinger, Geschäftsführer der Saarbahn heraus.
«Die Zusammenarbeit des renommierten Herstellers und die Kooperation eines Teams von Experten verschiedenster Betreiber sind ein Garant für beste Qualität. Genau das wollen wir für unsere Fahrgäste», sagt Salzburgs Landesrat Stefan Schnöll. «Nachdem das Aussendesign nun festgelegt wurde, geht es jetzt an die Gestaltung der Inneneinrichtung. Das Interieur des Fahrzeugs gemeinsam mit dem Hersteller direkt vor Ort selber einzurichten, bietet für uns die einzigartige Möglichkeit das Fahrzeug nach unseren Bedürfnissen zu gestalten. Ich freue mich sehr, dass wir Teil dieser erfolgreichen grenzübergreifenden Zusammenarbeit sind!»
Fotos: Stadler
«Für das TramTrain–Projekt war ein grenzüberschreitender Kraftakt aller Partner erforderlich. Die dadurch erreichten hohen Stückzahlen, das hohe Ausmass an Standardisierung und die lange Verfügbarkeit bringen allen Beteiligten Kostenvorteile und den Zugang zur modernsten Generation von Mehrsystemnahverkehrstriebwagen in Europa. Nun durch die Präsentation des ersten Mock-Ups wird dieses Projekt erstmals greifbar und wir kommen dem Einsatz der Fahrzeuge in Oberösterreich dadurch wieder einen Schritt näher», freut sich Herbert Kubasta, Geschäftsführer der «Schiene Oberösterreich».
«Als Land Oberösterreich Teil des gemeinsamen Beschaffungsprozesses zu sein birgt zahlreiche Pluspunkte für alle Beteiligten. Vorteile der gemeinsamen Bestellung liegen nicht nur in der Reduktion der Kosten bei der Beschaffung der TramTrain-Fahrzeuge. Alle Teilnehmer gewinnen vom Fachwissen der anderen. Es wurde eine gemeinsame Fahrzeugplattform geschaffen die es ermöglicht, jedes Fahrzeug auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Bestellers zuzuschneiden, ähnlich einem Massanzug.», so der dortige Landesrat Günther Steinkellner.
Die Fahrzeuge werden von Stadler im spanischenValencia produziert. Dort befindet sich der unter anderem auf die Entwicklung und Produktion von «TramTrains» spezialisierte Standort des Schienenfahrzeugherstellers. Stadler hatte die europaweite Ausschreibung Anfang 2022 für sich entscheiden können.
«Der CITYLINK-TramTrain ist die ideale Lösung, um die Verkehrswende auch in den Ballungszentren mittelgrosser Städte zu erreichen. Hochmoderne Fahrzeuge und gute Anbindungen ohne lange Fahrt- oder Umsteigezeiten machen den Wechsel vom Auto in den Zug komfortabel. (…) So wird umweltfreundliche Mobilität auf der Schiene auch ausserhalb der Grossstädte attraktiv.», erklärt Ansgar Brockmeyer, Verkaufs-Chef und Deputy-CEO der Stadler-Gruppe.
Der CITYLINK gehört zu einer modularen und barrierefreien Stadtbahnfamilie, die eigens entwickelt wurde, um Innenstädte ohne Umsteigen mit den umliegenden Ballungsräumen zu verbinden. Die Fahrzeuge erreichen bis zu 100 km/h und können im Stadtverkehr ebenso wie im Regionalverkehr eingesetzt werden. Mit 430 verkauften Zügen dieser Art ist Stadler weltweit führend im TramTrain-Segment. Die Fahrzeuge können dabei grundsätzlich individuell angepasst werden. Dazu gehört neben der Einstiegshöhe sowie der Innenraumgestaltung auch der Antriebsstrang, der je nach Netz sowohl elektrisch als auch hybrid ausgeführt werden kann.
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