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Die Deutsche Bahn will den Erlös vor allem zur deutlichen Reduzierung der Konzernschulden verwenden. Das dänische Logistikunternehmen DSV soll nicht nur den Kaufpreis aufbringen, sondern mit seinen 74.000 Mitarbeitenden in den kommenden Jahren auch Investitionen in Mrd. -Höhe in Deutschland tätigen.
Der DB-Vorstand hat am Freitag die Vereinbarung zum Verkauf an die dänische Transport- und Logistik-Gruppe DSV unterzeichnet. Inklusive der erwarteten Zinserträge bis zum Vollzug ergebe sich ein Gesamtverkaufswert in Höhe von 14,8 Mrd. Euro. Als neuer Eigentümer sehe DSV Investitionen in Höhe von rund einer Milliarde Euro in Deutschland in den kommenden drei bis fünf Jahren vor.
Zentrale Funktionen sollen auch am Schenker-Standort in Essen erhalten bleiben. Insgesamt will DSV in Zukunft mehr Arbeitsplätze in Deutschland bieten als in den heute bestehenden zwei Organisationen vorhanden sind.
Die Deutsche Bahn braucht Geld. Foto: DB
Die Einigung bedarf der abschliessenden Zustimmung durch den Aufsichtsrat der DB sowie des Bundes. Ein Abschluss der Transaktion wird nach Erhalt aller regulatorischen Genehmigungen im Laufe des Jahres 2025 erwartet. Die vereinbarten Sozialzusagen, unter anderem zum Schutz von Arbeitsplätzen, gelten für einen Zeitraum von zwei Jahren nach Abschluss der Transaktion, also bis 2027 wenn der Abschluss der Transaktion im Laufe des Jahres 2025 erfolgt. Der Verkaufserlös soll vollständig im DB-Konzern verbleiben und werde dort die Verschuldung deutlich reduzieren.
DB-Vorstands-Chef Richard Lutz: «Im Einklang mit unserer Starke-Schiene-Strategie konzentrieren wir uns geschäftlich auf die gemeinwohlorientierte Schieneninfrastruktur in Deutschland sowie klimafreundlichen Personen- und Güterverkehr in Deutschland und Europa». Gleichzeitig leiste die Reduzierung der Schulden einen substanziellen Beitrag zur finanziellen Tragfähigkeit des Konzerns. Im Fokus der nächsten drei Jahre stehe die Sanierung der Infrastruktur, des Eisenbahnbetriebs und der Wirtschaftlichkeit.
Die Konzentration auf das Kerngeschäft der DB sei eine entscheidende Voraussetzung für die Umsetzung der langfristigen Strategie der Starken Schiene, die – im Einklang mit den verkehrspolitischen Zielen des Bundes – auf die Steigerung der Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr und des Anteils der Schiene am Güterverkehr abzielt. DSV-CEO Jens H. Lund: «Wir haben einen klaren Plan, wie wir gemeinsam das weltweit führende Transport- und Logistikunternehmen werden wollen».
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Die DB hatte im Dezember 2023 entsprechend den Vorgaben des EU-Rechts den offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Prozess zur Veräusserung von DB Schenker gestartet. In dem kompetitiven Verkaufsprozess habe sich DSV mit dem für die Deutsche Bahn vorteilhaftesten Angebot durchgesetzt. Im Sommer diesen Jahres hatte die DB auch den Verkauf ihrer europäischen Nahverkehrstochter DB Arriva vollzogen.
DB Schenker könne sich mit seinen rund 72.700 Beschäftigten an über 1850 Standorten in mehr als 130 Ländern künftig im Verbund mit DSV dynamisch weiterentwickeln. Die vorgesehenen Investitionen sollen zusätzliches, nachhaltiges Wachstum fördern. Darüber hinaus habe DSV ein klares Bekenntnis zur deutschen Mitbestimmung und zu bestehenden Tarifverträgen sowie Betriebsvereinbarungen gegeben.
Ziel sei es, dass sich die DB ihr Kerngeschäft – den Schienenverkehr – fokussieren könne, so der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing. Die Unternehmenstätigkeit von Schenker habe «keinen Bezug zum Kerngeschäft der Bahn». Die hohe Verschuldung der DB und der fehlende Investitionsspielraum minderten seiner Ansicht nach auch die Wettbewerbsfähigkeit von Schenker. Ein Unternehmen wie Schenker müsse sich international aufstellen, um wachsen zu können. Die Bahn hingegen muss sich wieder stärker auf ihre Kernaufgaben konzentrieren. «Hier gibt es noch genug zu tun».
Kontraktlogistik bei Schenker
Wissing: «Wir haben bei der Bahn in kurzer Zeit bereits Vieles erreicht – gesellschaftsrechtlich mit der InfraGO, das Netz wird mit der Generalsanierung der Hochleistungskorridore fit gemacht und mit dem jetzt von mir geforderten Sanierungskonzept muss sich der Konzern wirtschaftlich wie strukturell neu aufstellen. Dabei hilft es, dass die DB mit dem Erlös ihre Schulden deutlich reduzieren kann».
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