Nicht jedes Modellvorhaben, das läuft, wird gleich an die «grosse Glocke» gehängt. So auch eine Analyse von Staplerhersteller Still bei der Migros, derzufolge der automatisierte Horizontal-Kommissionierer OPX iGo neo auch hinsichtlich der «Decarbonisierung» völlig neue Werte einfahren würde.

Der OPX iGo neo ist inzwischen als Highlight in der Welt der automatisierten Flurförderzeuge bekannt. Wie üblich, wird in der Intralogistik der Wert der Anschaffung nach Zeitersparnis, Pick-Rate, Routenoptimierung und Praktikabilität für den Anwender bemessen. Seit durch Gesetzesvorgaben regulatorischer Druck aufgebaut wird und grösseren Unternehmen bereits Bussgelder drohen, wenn sie keinen Nachhaltigkeitsbericht vorweisen können, geht es aber nicht nur um sich «monetär» auswirkende Effizienz-Vorteile und die finanzielle Amortisierung.

Abb.: Lebenswerk Consulting

«Inzwischen», sagt Alexander Nowroth, Geschäftsführer einer Beratungsagentur, die sich mehrdeutig «Lebenswerk» nennt, «müssen wir überall nochmal eine `Schippe´ drauflegen». Soll heissen: Der Mehrwert, der dadurch entsteht, dass ein Fahrzeug-Anbieter eine unternehmensweit durchgehende Kette von energiesparenden Massnahmen und Emissions-«Beiwerten» vorweisen kann, soll auch zahlenmässig unterlegt und für den Kunden sichtbar werden. Auf den ersten Blick mag der fromme Wunsch für den Staplerfahrer beinah ein wenig naiv anmuten, dass er seine Arbeit morgens lieber in dem Wissen beginnt, dass er sein Equipment «CO₂-frei» durch die Regalwelt lenkt.

Aber es ist etwas dran. Nowroth hält das für wichtig. «Die Mitarbeitenden gehen mit grösserer Motivation ans Werk». Das ergebe langfristig auch einen Wettbewerbsvorteil. Bei der Migros, wo mehrere Dutzend OPX iGo neo in Betrieb genommen wurden, meint Stills Marken-Chef Frank Müller, «kamen plötzlich alle pünktlich zur Arbeit, um mit den neuen Fahrzeugen arbeiten zu können».

F.Müller, A.Nowroth. Foto: klk

Bei Still sind mittlerweile nicht nur 90 Prozent aller Stapler, die neu gebaut werden, elektrisch betrieben. Mithilfe gemeinsam unter dem Dach der Kion-Gruppe agierender Partner-Unternehmen wie Dematic werden komplette Warenlager aus «einer Hand» automatisiert. Materialaufwand und die Anforderungen an den Gerätepark sind erheblich. «Die angestrebte Klimaneutralität werden wir hier aber auch nur mithilfe der Kreislaufwirtschaft erreichen», räumt er ein.

Bei Still sei soeben auch eine neue Studie über die Wiedernutzung von Komponenten in Arbeit, unter denen das Batterie-Recycling nur einen von zahlreichen Faktoren darstelle. Beim iGo neo, der seinem Benutzer «auf´s Wort» folgt (oder sogar vorausfährt, um an der nächsten Station Position zu beziehen), kommt noch hinzu, «dass man ihn gar nicht vor die Wand fahren kann» (Müller). Die eingebaute Sensortechnik stoppt ihn vorher. In Betrieben, die eine ganze Fahrzeugflotte unterhalten, gehen Schäden solcher Art über´s Jahr verteilt mal schnell in die Millionen.

«Ziemlich beste Freunde». Foto: Still

Wegstrecken für die Mitarbeitenden, das haben auch Studien anderer Staplerhersteller erwiesen, reduzieren sich, die Leute werden körperlich entlastet. Trotzdem steht nach wie vor der Mitarbeitende im Mittelpunkt der Tätigkeiten. Die menschliche Hand sei wegen ihrer Universalität «noch immer durch nichts zu ersetzen», sagt Müller.

Der Vorteil der Automatisierung in einem Zwei-Schicht-Betrieb, dessen Lohnkosten bei jeweils einem Mitarbeitenden pro Schicht (also zwei pro Fahrzeug) auf rund 90.000 Franken pro Jahr angesetzt werden könnten, liege aufgrund der um 12 Prozent höheren Effektivität bei einem Gegenwert von knapp über 10.800 Franken. Die Implementierung ohne den Fahrzeugpreis liege bei rund 20.500 Franken.

F.Müller (li.)

Rein rechnerisch könnten damit auch Arbeitsplätze wegfallen – die aber durch die gestiegene Effizienz und damit höhere Umschlagsleistung andererseits wieder für das Unternehmens-Wachstum sorgen. «Das amortisiert sich relativ schnell».

Natürlich müssen auch die Mitarbeitenden im Umgang mit der neuen Gerätschaft geschult werden. Ein wenig Durchhaltewillen ist gefordert. Der Tipp des Management-Beraters Nowroth: «Realisieren Sie so ein System erst mal mit Bestandskunden». Ein «White Paper» namens «Green for Growth» denkt das Preismodell für «grüne» und digitale Produkte strategisch völlig neu: Weg vom «Preis per Einheit» – hin zu einem wertbasierten Modell, das ökologischen Erwägungen stärker Rechnung trage.

Das White Paper zum download hier

www.lebenswerkconsulting.com

www.still.de