Im Beisein zahlreicher Branchenteilnehmer und führender Experten ging im Kursaal in Bern im Rahmen der von über 1000 Teilnehmenden besuchten Excellence Days von GS1 die Preisverleihung für den Swiss Logistics Award 2023 über die Bühne. An der Spitze: Die nachrüstbare Robotsteuerung von «Sevensense».
Die zweitägigen Excellence Days ihrerseits wurden als Schwerpunkt des Jahres in sachkundig hinterblendeter Weise durch Fernseh-Moderator Tobias Müller (bekannt durch die SRF-Wissenssendung «Einstein») begleitet. Den Auftakt bildete ein «Strategietag», in den auch die Schweizer Generalversammlung der Not-for-Profit-Organisation eingebettet war, die bekanntlich weltweit in über 115 nationalen Organisationen Normierungs- und Standardisierungs-Codes für mehr als zwei Millionen Unternehmen entwickelt und verbreitet. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Lieferkettentransparenz, Orientierungshilfen für den Handel, das relativ neu einbezogene Feld der Bauwirtschaft, wertvolle (teils lebensrettende) Identtechnik für das Gesundheitswesen, sowie Transport und Logistik teilten sich das Interesse in einem reichhaltigen Spektrum an Sessionen und Vorträgen.
Bruno Kiser, Direktor des Industrie-Engagements von GS1 Switzerland, hatte Gelegenheit, nochmals die offenbar aus den Vereinigten Staaten stammende Falschmeldung zu korrigieren, dass der zurzeit rund um den Globus circa 8 Mrd.-Mal pro Tag gescannte Strichcode bald der Vergangenheit angehören werde. Die Wahrheit sei, dass es ab 2027 mit neuen Codierungs-Technologien möglich sein werde, noch ein Vielfaches bisher genutzter Daten einzubauen. Kiser: «Naürlich schaffen wir den Strichcode nicht einfach ab. Darüber können die jeweiligen Anwender selbst entscheiden». Der Ausbau der neuen 2D-Codes sei trotzdem «einfach unausweichlich». Gemeinsam mit dem Technologiepartner Bayard aus Köln hat GS1 Switzerland bereits seit geraumer Zeit die Implementierung auf Basis der Datenaustausch-Plattform «firstbase» in Angriff genommen und wird im ersten Schritt mit der Stammdaten-Verwaltung «trustbox» zunächst im Gesundheitsbereich auf die neue Plattform umziehen, gefolgt von Branchenlösungen für die Konsumgüterwirtschaft und weiteren Branchen.
Robotlösung von Sevensense.
Alle Mitglieder von GS1 Switzerland haben dann - auch dies nicht zur Gänze neu - Zugang zum elektronischen Stammdatenaustausch in der Schweiz und weltweit über das Global Data Synchronisation Network (GDSN). Lieferanten können auf der intuitiv bedienbaren Plattform über eine Web-UI oder direkte Anbindung Stammdaten zu ihren Produkten mit Bildern und anderen Media Assets zusammenführen, pflegen und validieren. Produkt-Informationen und Inhalte werden aggregiert, konsolidiert und Geschäftspartnern für Einkaufs-, Logistik- und Vertriebsprozesse zur Verfügung gestellt.
Da am (ebenfalls weltweiten) Thema des Klimawandels kein Weg vorbeiführt, kam TV-Moderator Tobias Müller auch nicht umhin, angesichts steigender Temperaturen auf den alten Vergleich der Menschheit mit dem «Frosch im Kochtopf» hinzuweisen, der es zu spät bemerke, wenn ihn die Hitze umzubringen droht. Allerdings hätten realitätsnahe Versuche gezeigt, dass die Kröte – egal ob langsam oder schnell auf Temperatur gebracht – in jedem Fall noch versuche, aus dem Kochgerät zu springen, da das Amphibium viele zu rege sei, um reglos zu warten, bis es qualvoll ende. Müller über den erforderlichen Erfindungsgeist der Menschheit: «Auch wir sind wie die Frösche - im Dampfkochtopf unseres Planeten».
Wertvolle Beiträge zur Wahrnehmungs-Trägheit des «Homo Sapiens» sollten am zweiten, der «Praxis» gewidmeten Tag der «Excellence Days» unter anderem auch die Nachhaltigkeits-Expertin Tina Teucher und der ehemalige deutsche Aussenminister (und Turnschuh-Besitzer) Joschka Fischer beitragen.
Jeglichen neuen Trends voran waren diesmal die für den diesjährigen Swiss Logistics Award nominierten, jungen Leute positioniert, die in der Kursaal-Arena dem Countdown mit TV-Moderatorin Mona Vetsch entgegen fieberten. Das Jungunternehmen «Sevensense» machte schliesslich das Rennen mit seiner nachrüstbaren Steuerung für Fahrzeuge und Geräte aller Art, die sich per Visualisierung und Bilderkennung statt mit einem Scanner-System in ihrer jeweiligen, meist industriellen Umgebung orientieren. Laut Jurymitglied Georg Burkhardt nicht nur ein entscheidender Fortschritt in der Automatisierung, sondern auch als Abhilfe für den Mangel an Fachkräften im künftigen Berufsfeld der Logistik geeignet. Denn künftig müsse der Berufs-Nachwuchs auch mit dem Umfeld der schnell voranschreitenden IT zurechtkommen.
Foto: GS1.
Viel Anerkennung auch für die Nominierten des europaweit grössten 3D-Druck-Netzwerks «Jellypipe», das komplett «online» abrufbar ist, sowie für die bereits im Herstellungsprozess erfolgende, eindeutige Code-Imprägnierung von Kunststoff-Bauteilen durch «Dynamic Mold», einer Art «Wasserzeichen» des geschäftlich bereits gut vorankommenden start-ups «matriq» aus St. Gallen.
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