Foto: Setlog/Kenny Jou
Meint zumindest der Supply-Chain-Spezialist Setlog. Denn die Technologie zur Umsetzung der Vorschriften sei eindeutig vorhanden. Beispielsweise in Form eines Drei-Phasen-Modells, dass Unternehmen dabei unterstützt, Transparenz in ihre Wertschöpfungskette bringen.
Eine Auswertung in Deutschland ergab 2020, dass dort nur etwa ein Fünftel aller Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten ihrer Sorgfaltspflicht in puncto Einhaltung der Menschenrechte nachkämen, wie sie die Vereinten Nationen in ihren Leitprinzipien formuliert haben. Jetzt kommt einer der «Vorreiter» aus der Modebranche, die aufgrund von Arbeitsbedingungen in den Reihen ihrer Zulieferer schon massiver Kritik ausgesetzt waren. In den Trümmern einer eingestürzten Textilfabrik in Bangladesh war unter anderem auch Ware für KiK gefunden worden.
Der Bochumer Software-Anbieter Setlog bietet jetzt ein Drei-Phasen-Modell eines cloudbasierten IT-Tools namens «OSCA VCM (Vendor & Compliance Management)», das zahlreiche Konsumgüteranbieter bereits im Einsatz haben. «Wir sind froh digitale Lösungen einsetzen zu können, die ständig weiterentwickelt werden, um die Audits, unseren Verhaltenskodex und die Korrekturmassnahmen auch im Hinblick auf das Lieferkettengesetz zentral steuern und überwachen zu können», erläutert Ansgar Lohmann, Leiter des Bereichs Corporate Social Responsibility (CSR) bei dem Textilhersteller.
Setlog-Vorstand Ralf Düster widerspricht Kritikern aus Wirtschaft und Politik, die ab 2023 geplanten Vorschriften seien unwirksam, zu teuer und bürokratisch. «Ich kann gut verstehen, wenn Kritiker eine EU-weit harmonisierte Lösung fordern, damit der Wettbewerb nicht verzerrt wird. Es leuchtet mir auch ein, dass nicht mit einer einfachen E-Mail und ohne schwerwiegende Beweise ein Verfahren gegen eine Firma in Gang gesetzt werden kann. Aber das Argument, dass die geplanten Regelungen zur Kontrolle der Lieferanten im ersten Kettenglied technisch nicht machbar und zu bürokratisch sind, haben unsere Kunden schon vor Jahren widerlegt. Wenn die Supply Chain-Partner über eine gemeinsame Software kommunizieren, bringen sie Transparenz in die Kette. Wer aber heute mit Telefonanrufen, E-Mails oder selbst erstellten Excel-Listen seine weltweite Supply Chain steuert, ist nicht zeitgemäss aufgestellt», sagt Düster.
In dem Tool aus Bochum können Unternehmen aller Branchen ihre kundenspezifischen Anforderungen entlang ihrer Lieferketten hinterlegen. Sie können beispielsweise spezielle Vorgaben für die Prüfung von Zulieferern erstellen, eigene Prozesse definieren, einen individuellen Verhaltenscodex aufstellen sowie klar definierte Korrekturmassnahmen der Lieferanten einfordern und verfolgen. Firmen können auch festlegen, dass Supply Chain-Partner individuelle Fragebögen beantworten müssen und unangekündigte Prüfungen stattfinden. Beim Einsatz des Tools ist es nicht relevant, nach welchen Richtlinien ein Unternehmen auditiert wird – ob nach Fair Ware, Fairtrade, BSCI, Sedex oder anderen Siegeln.
Düster rät Unternehmen, sich bereits jetzt auf die neuen Regelungen vorzubereiten, obwohl das Gesetz für Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern erst ab 2023 und für Firmen mit mehr als 1000 Angestellten ab 2024 gelten soll. «Mit der Implementierung einer Software ist es nicht getan. Es geht vielmehr darum, einen idealen Prozess zu finden. Das geht nicht in vier Wochen». Die Erfahrungen von Setlog haben gezeigt, dass ein Drei-Phasen-Modell am schnellsten zu den gewünschten Resultaten führt. Phase 1 wäre demnach die Zusammenstellung einer kollaborativen Lieferkette mit den richtigen Partnern für ein künftiges zentrales IT-Tool - mit Lieferanten, Fabriken, Lager, Einkaufbüros, Qualitätsprüfungsstellen, Laboren und Kunden. Im Rahmen einer Reorganisation der Partner müsse kurzfristig geklärt werden, wer mit wem zusammenarbeitet und wie die Struktur der Lieferkette aussehen soll. Langfristiges Ziel sollte sein, dass die Partner anhand von definierten Kriterien ausgewählt werden. So kämen nur noch Lieferanten als künftige Partner in Betracht, die den Verhaltenskodex erfüllen, regelmässige Qualitätskontrollen durchführen und toxikologische Grenzwerte in der Produktion einhalten.
Der Part von Setlog bestünde logischerwesie vor allem im Einsatz der richtigen Software. Das IT-Tool sollte Medienbrüche auflösen. Alle Partner müssen zentral auf einem kundenbasierten Softwareprodukt arbeiten, um Informationen in Echtzeit austauschen zu können. Dabei seien die Einhaltung von Standards (Profile, Richtlinien, Stammdaten), regelmässige Audits (Beauftragung und Einleitung von Korrekturmassnahmen), die Zusammenarbeit (Beantwortung von Umfragen) sowie die Bewertung der Massnahmen (Reporting) von Bedeutung.
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