Manuell eher mühsam

Im Rahmen eines «Europäischen Jahrs der Schiene» legte jetzt ein Sonderzug der EU im Basler Güterbahnhof Wolf einen Stop ein, um auf die besondere Rolle des Güterverkehrs auf dem Weg zu einer CO2-freien Branche zu verweisen. Die Ziele sind hochgesteckt: Europa soll bis 2050 zum CO2-neutralen Kontinent werden. Manche haben extremen Aufholbedarf.

Anlässlich der Ankunft des «Connecting Europe Express» in Basel stellten das Bundesamt für Verkehr (BAV) und Branchenvertreter des Schienengüterverkehrs eine Absichtserklärung vor, um die digitale automatische Kupplung einzuführen. Damit werde der Schienengüterverkehr wettbewerbsfähiger – was wiederum den Klimaschutz stärke. Die Abstimmung mit Europa und das grosse Engagement von SBB Cargo seien wichtige Erfolgsfaktoren.

Die SBB ist mit mehr als einem Viertel Anteil an der gesamten Güterverkehrsleistung das führende Unternehmen im Schweizer Güterverkehr. Knapp 16 Prozent entfallen auf SBB Cargo, die die grossen Wirtschaftsräume verbindet. Jährlich transportiert SBB Cargo rund 29,8 Mio. Tonnen Güter netto im Wagenladungs-, Ganzzugs- und im kombinierten Verkehr innerhalb der Schweiz – entsprechend rund 15 000 Lastwagenfahrten pro Tag.

Automatische Kupplung. Fotos: SBB

Die automatische Kupplung wird als zentral für die Zukunftsfähigkeit des Schienengüterverkehrs angesehen. Sie ermögliche sichere und schnellere Abläufe bei der Zugvorbereitung und der Zugbildung sowie eine schnellere und günstigere Zustellung. Das Bundesamt für Verkehr (BAV), der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und der Verband der verladenden Wirtschaft (VAP) seien sich einig, darauf hinzuarbeiten, dass „alle Wagen und Lokomotiven in der Schweiz mit der digitalen automatischen Kupplung ausgerüstet“ werden. BAV-Direktor Peter Füglistaler: «Ein wichtiger Schritt. Die neue Kupplungstechnologie besitzt das Potential, die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs spürbar zu verbessern.»

Bereits seit Mai 2019 ist die automatische Kupplung in Teilen des Netzes für den kombinierten Verkehr im Einsatz. Im vergangenen Juni wurde gar das ganze Netz des kombinierten Binnenverkehrs umgestellt. Dabei wurden private Wagenhalter als wichtige Partner einbezogen. CEO Désirée Baer begrüsst die europäische Einigung. Sie sei essenziell, um die staatlichen Klimaziele zu erreichen.»

Gleichzeitig haben sich Branche und Bahnen in ganz Europa im September für einen einheitlichen Kupplungskopf entschieden, mit dem zukünftig europaweit gearbeitet werden soll. Dies ist ein äusserst wichtiger Schritt hin zur Standardisierung. Nur mittels Standardisierung kann die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene im grenzüberschreitenden Güterkehr gesteigert und damit die Erhöhung des Modalsplits erreicht werden. Bis 2030 soll der Modalsplit zugunsten des Schienengüterverkehrs in Europa von 18 auf 30 Prozent steigen.

Auch das Entkuppeln geht schneller.

Dank der digitalen automatischen Kupplung werden künftig auch die Strom-, Daten- und Druckluftleitungen der Güterwagen automatisch miteinander verbunden. Heute erfolgen noch sehr viele Arbeiten manuell: Das Kuppeln und Bremsenüberprüfen ist anstrengend, aufwändig und mit einem langen Fussmarsch rund um den Güterzug verbunden.
Was Arbeitnehmer-Vertretungen weniger gefällt: Die automatische Kupplung ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Ein-Personen-Betrieb. Andererseits sei zurzeit auch die Pensionierungswelle der «Baby Boomer» voll im Gange, die heute noch in der personalintensiven Rangierarbeit tätig seien. Die Automatisierung könne dies teilweise auffangen.

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