Kein Wegschauen mehr. Foto: Initiative Lieferkettengesetz.

Was in der Schweiz die Konzernverantwortungs-Initiative war und Ende 2020 in einem knappen Volksentscheid abgelehnt wurde, ist in Deutschland das Lieferkettengesetz – und damit schon etwas enger an die Logistik gekoppelt. Global Player sollen mehr Verantwortung für ihre Zulieferer übernehmen.

Es geht darum, Kinderarbeit zu verhindern, Produktionsbedingungen menschlich vertretbar zu gestalten und groben Formen der Ausbeutung vorzubeugen. In Berlin hat sich der  Entwicklungsminister persönlich dahinter geklemmt. Gerd Müller (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fussballer): „Globale Wertschöpfungsketten machen 80 Prozent des Welthandels aus und sind Existenzgrundlage für über 450 Millionen Menschen“. Keine zweite große Industrienation sei so intensiv in internationale Lieferketten eingebunden wie Deutschland.

Allein 2018 kamen die rund 320000 deutschen Export-Unternehmen auf einen Umsatz von 1,32 Billionen Euro. Über den Import sind sogar mehr als 775.000 deutsche Unternehmen aktiv. Ihr Umsatz: 1090 Mrd. Euro. Besonders abhängig von importierten Vorleistungen sind im „grossen Kanton“ Deutschland die Textilindustrie (63 Prozent ausländischer Wertschöpfung), Elektronik (45 Prozent), chemische und pharmazeutische Industrie (39 Prozent), Lebensmittelindustrie (37 Prozent), Automobilindustrie (29 Prozent) und Maschinenbau (28 Prozent). Müller: Wir genießen den Kaffee aus Brasilien, laufen täglich auf den Pflastersteinen aus Indien und in den Batterien unserer Autos und Handys stecken Kobalt und Coltan aus dem Kongo.

Unternehmen wie Bosch, Mahle, Huawei, Leica wie auch Swisscom haben sich bereits jetzt auf ein erweitertes Risikomanagement eingestellt. Wenn das Gesetz – vom Bundestag soeben im Grundsatz gutgeheissen, aber in der konkreten Ausgestaltung bislang noch nicht ganz greifbar – Realität wird, können Verbände und Nichtregierungs-Organisationen (NGO) künftig gegen Konzerne klagen, wenn in deren Supply Chains und Zulieferer-Industrien Menschenrechtsverletzungen und Rechtsverstösse auftauchen.

42 Unternehmen haben sich bereits im Vorfeld für eine gesetzliche Regelung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten gemäss der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte ausgesprochen. Firmen wie BMW und Ritter Sport haben für ein konsequentes Gesetz plädiert, da es der Reputation und dem Image der Wirtschaft dienlich sei.

 

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