Fotos: Kardex/LogPR

Die Milchverarbeitung bei Ehrmann ist mit 2400 Mitarbeitenden und 810 Mio. Euro Umsatz als Gegenstück zu Emmi in der Schweiz bekannt. Als die vorhandene Logistikanlage in die Jahre kam, war eine Modernisierung fällig. Ein viergassiges Hochregallager mit rund 6.000 Paletten-Stellplätzen entstand.

Die Familien-Molkerei am Stammsitz in Oberschönegg ist für die Allgäuer Milchbauern ein treuer Abnehmer. Die Lieferbeziehungen zu den zahlreichen Milchbetrieben bestehen im Durchschnitt seit 27 Jahren. Ähnlich loyal verhält sich Ehrmann gegenüber seinen Technologie-Partnern. Dennoch werden neue Investitionen an diverse Hersteller ausgeschrieben und geben neuen Lieferanten eine Chance. So war es auch 2018. Obwohl die Bestandsanlage von anderen Anbietern stammte, ging der Gesamtauftrag an Kardex Mlog. Der Auftrag umfasste nicht nur das viergassige Hochregallager (HRL), sondern auch ein umfangreiches Retrofit der Bestandsanlagen im laufenden Betrieb. Neun Regalbediengeräte sollten komplett modernisiert werden. Gleiches galt für die Automatisierungssysteme der vorhandenen Fördertechnik.

Die Modernisierung der Bestandsanlagen war notwendig geworden, weil deren Steuerungstechnik veraltet und diverse Ersatzteile nicht mehr verfügbar waren. Das neue Hochregallager sollte die Hilfs- und Betriebsstoffe aufnehmen, die bislang an anderen Orten bevorratet wurden. Abgerundet wurde das breit angelegte Projekt durch den Einbau neuer Sicherheitstechnik.

Nach einer zweimonatigen Planungs- und Vorbereitungsphase startete Kardex Mlog im Dezember 2018 zunächst mit der Modernisierung, die aufgrund der betrieblichen Abläufe und der voll ausgelasteten Fertigung ausschliesslich an den Wochenenden durchgeführt werden durfte. Die Retrofit-Massnahmen betrafen vor allem die Steuerungstechnik der verschiedenen Förderanlagen und des bestehenden HRL. Nach der Umstellung werden jetzt alle automatisierten Bereiche einheitlich durch speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) vom Typ Simatic S7-1500 dirigiert. Jetzt arbeiten alle Lagerbereiche mit einem durchgängigen Konzept, was auch die Bedienung vereinfacht.

Neben der Ergonomie konnten aber auch die Anlagenverfügbarkeit und die Effizienz gesteigert werden: Bereits abgekündigte Baugruppen wurden durch moderne Komponenten ersetzt um langfristig eine hohe Ersatzteilverfügbarkeit mit kurzen Lieferzeiten zu sichern. Ausserdem wurden neun Regalbediengeräte aus dem Altbestand mit einer Energierückspeisung ausgestattet.

Völlig neu errichtet wurde eine automatische Förderanlage, um das ebenfalls neue HRL (Lager 4) mit dem direkt angrenzenden HRL (Lager 3) und dem manuell betriebenen Lager 2 zu verbinden. Auf drei Lagerebenen kommen hier rund 70 Fördermittel zum Einsatz, darunter Verteilwagen, Vertikalförderer, Scherenhubtische, Drei-Strang-Kettenförderer, Rollenförderer und Eckumsetzer. Auch die Feuerschutzabschlüsse und Schnelllauftore wurden von Kardex Mlog geliefert.

Das nahtlose Integrieren der neuen Förderstrecken in die komplexen Strukturen mit Notfallstrategien und Bypassfunktionen gehörte zu den Herausforderungen des anspruchsvollen Projekts. Schliesslich musste der gesamte Materialfluss angepasst und Schnittstellen zum Lagerverwaltungssystem von Ehrmann geschaffen werden. «Durch die neue automatische Förderanlage konnte nicht zuletzt auch ein grosser Teil des Staplerverkehrs zwischen Lager 2 und 3 eingespart werden», erklärt Kardex - Projektleiter Matthias Rogowski.

Das 70m lange, 32m breite und 20m hohe Gebäude des HRL bietet Platz für 6.000 Europaletten beziehungsweise 3.980 Industriepaletten, die doppelttief gelagert werden können. Bewegt werden sie durch vier RBGs vom Typ M Single A-1200, die jeweils 24 Doppelspiele pro Stunde ermöglichen. Die 17m hohen Geräte wurden über eine Dachöffnung in das Gebäude eingebracht. Die Befehle zum Ein- und Auslagern empfangen die Maschinen von einem kundenseitigen Lagerverwaltungsrechner.

Noch während der Bauphase entschied Ehrmann, dass mit den neuen Lagerkapazitäten nicht nur Hilfs- und Betriebsstoffe, sondern auch Fertigprodukte bevorratet werden sollten. «Diese erweiterte Nutzung als Kühllager stellte für die Technik kein Problem dar», betont Rogowski, der sich während der gesamten Bauzeit eng mit Auftraggebern und Projektpartnern abgestimmt hatte. «Wir haben die Projektanforderungen mehrmals geändert, was von Kardex Mlog immer kurzfristig und problemlos umgesetzt wurde», bestätigt Manfred Grüneberg, Koordinator technische Projekte und Prozessoptimierung bei Ehrmann.


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