Bilder: Post CH

Im Wissen darum, dass es für Rücken, Nacken- und Schulterpartien anstrengende Arbeitspositionen gibt, will die Post in den grossen Brief- und Paketzentren Daillens, Härkingen, Frauenfeld, Eclépens und Zürich-Mülligen einzelne Zusteller mit Exoskeletten «einkleiden».

Die Schweizerische Post bittet ausdrücklich darum, nicht zu erschrecken, wenn demnächst einer ihrer Mitarbeitenden mit einer merkwürdigen Stellage auf dem Rücken vor der Tür steht, um Versandteile zu liefern.
«Ziel ist es, Exoskelette als neue, mögliche Arbeitsmittel zu testen. In einer ersten Phase ging es darum auszuloten, ob Exoskelette überhaupt im Postalltag technisch einsetzbar sind. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend», sagt Olivier Crettenand, Leiter Safety&Security bei Logistik-Services und damit zuständig für das Gesundheitsmanagement in den Verarbeitungszentren der Post. Auf freiwilliger Basis und in Begleitung von Betriebs-Physiotherapeuten haben rund 100 Mitarbeitende in ihren Einsätzen stundenweise oder bis zu zwei Wochen Exoskelette getragen. Dies beispielsweise, wenn sie Lastwagen ent- und beluden, Sperrgut sortierten, Postsendungen nach der Sortierung umlagerten, Weinbestellungen herumhoben oder Fahrzeuge vor dem Botengang mit Postsendungen vorbereiteten und sich auf die Zustelltour begaben.

Ganz so dramatisch wird es an der Haustür dann wohl doch nicht werden. Bild: Paramount
Können Exoskelette die körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten gemäss ersten Erfahrungen bei der Post entlasten? «Ja, das können sie», sagt Olivier Crettenand. «Wir haben festgestellt, dass Mitarbeitende mit einem Exoskelett ihre Arbeiten weniger anstrengend und ermüdend empfinden». Insbesondere an Arbeitsplätzen, wo Mitarbeitende regelmässig Gewichte vom Boden bis Hüfthöhe heben oder senken. Weitere Erfahrungen benötigt die Post bei Gewichtsverschiebungen oberhalb der Hüfte und auf der Zustellung. Hier vermochte die Bewegungsunterstützung die Mitarbeitenden nicht zu überzeugen. Die Geräte am Körper erwiesen sich als zu umständlich, wenn die Pöstler und Pöstlerinnen wie üblich häufig in ihr Zustellfahrzeug ein- und ausstiegen.

Wie und ob die Post überhaupt Exoskelette dereinst einsetzen wird, ist noch offen. Entsprechende Analysen sind im Gang – weitere Tests, darunter insbesondere Langzeiteinsätze prüft die Post. Dabei geht es gemäss Olivier Crettenand auch darum, «bewusst Mitarbeitende einzubeziehen, die über Beschwerden oder Schmerzen klagen und ob Exoskelette eine Verbesserung ihrer Situation bringen». Und die begonnene enge Zusammenarbeit mit den Betriebs-Physiotherapeuten soll ausgeweitet und die Sozialpartner mit einbezogen werden.

Olivier Crettenand: «Es hat sich deutlich gezeigt, dass ein Exoskelett nicht wie in Actionfilmen gezeigt, einfach ein Rucksack ist, den man anzieht – und die menschlichen Kräfte potenzieren sich von selbst». Bis Ende des Jahres entscheidet die Post, ob, wie, wo und wie lang sie Exoskelette in Langzeittest anwenden will. Bis der «Iron Man» statt der Pöstler dereinst Pakete an der Türe übergibt, dauert es also noch eine Weile.

Oliver Flüeler

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