Screenshot: BVL / LI

Lieferketten der Autoindustrie waren 2020 mit Unterbrüchen, grossen Nachfrageschwankungen, Hygienekonzepten und erweiterten Home-Office-Regelungen konfrontiert. VW meisterte die Situation mit einem ausgebufften Konzept zur Aufrechterhaltung der logistischen Leistungsfähigkeit. BMW fokussierte den Pick-Bereich.

«Der Bewerbungsprozess für den VDA Logistik Award 2021 war stark von der Ausnahmesituation geprägt», sagt Wolfgang Stölzle, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Supply Chain Management an der Universität St. Gallen und Vorsitzender der Jury eines Logistikpreises, den auch der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) einmal im Jahr vergibt.

«Exzellenz lässt sich auch in einem Krisenjahr umsetzen», so Stoelzle. Drei Konzepte lagen schlussendlich Kopf an Kopf. «Preiswürdig waren sie alle». Das war – wieder mal - schwierig für die Jury. Die zwei ersten Plätze, die schliesslich vergeben wurden, lagen gleichauf. VW mit seinem Management-Tool für globale Supply Chain in Corona-Zeiten, BMW mit seiner «innovativen cloudbasierte Software zur effizienten Verknüpfung diverser Kommissionierlösungen in der Produktionslogistik».

Mit der Auszeichnung an Konzernlogistik in Wolfsburg würdigte die Jury das «Produktions-Steuerungswerkzeug zum Management von Shutdowns und Relaunches im Volkswagen Konzern». Das hatten die Netzwerk-Cluster für das Supply-Chain-Krisenmanagement im COVID-19-Lockdwown entwickelt und implementiert.

Es galt, die Versorgung mit Fertigungsmaterial von rund 8000 direkt durch Corona-Massnahmen betroffenen Lieferantenstandorten mit zirka 600000 Teilenummern zu koordinieren, und gleichzeitig die Fertigung auf die ebenfalls durch die Lockdowns stark reduzierten regionalen Nachfragen abzustimmen. Das Programm beschreibt 25 Handlungsfelder des Krisenmanagements, die den gesamten Bereich Produktionssteuerung, Material- und Fahrzeuglogistik umfassen.

Der Einsatz dieses Management-Tools habe in der ersten weltweiten Corona-Welle eine deutliche Reduzierung der unternehmerischen Risiken ermöglicht und damit entscheidend zur Sicherung beigetragen. Das Tool wurde modular und generisch aufgebaut, so dass es in der Zukunft für vergleichbare globale Krisen sofort einsatzbereit zur Verfügung stehe.

W. Stoelzle mit den Gewinnern.

BMW befasste sich mit der neuen Pickplattform als Software-Lösung für die weltweite Produktionslogistik. Sie soll – cloudbasiert - hardware- und standort-unabhängiges Arbeiten unabhängig davon erlauben, welche Datenquellen oder Wearables gerade eingesetzt werden.

Die Pickplattform bildet die Basis für eine weltweite Nutzung von innovativen «Pick-by-X»-Systemen bei der Gruppe. Die Assistenzsysteme (Pick-by-Light oder Pick-by-Tablet) können Mitarbeiter ergonomisch unterstützen und deutliche Prozessverbesserungen bewirken. Im Rahmen der Digitalisierungs-Offensive wurde zudem an weiteren innovativen Kommissionierlösungen, wie Pick-by-Vision (mit Smartglasses), gearbeitet.

Prozessspezialisten können dank der Pickplattform neue Arbeitsplätze ohne zusätzliche IT-Kapazitäten selbstständig einrichten und in Betrieb nehmen. Der Mitarbeiter loggt sich zu Schichtbeginn mit einem Endgerät seiner Wahl – Smartwatch oder Smartglasses – ein und kann sofort mit der Kommissionierung starten. Er kann über die ganze Schicht hinweg sein persönliches Endgerät tragen, auch wenn er den Arbeitsplatz wechselt.

Die freie Hardware-Auswahl sei während des Piloteinsatzes im Werk München von den Mitarbeitenden als grosser Vorteil gesehen worden. So wählten Mitarbeitende mit Einschränkungen im Rückenbereich gerne Smartglasses, die eine Körperdrehbewegung zu einem Bildschirm hin vermeiden. Andere bevorzugten ein Unterarmdisplay, um keine Endgeräte im Sichtfeld tragen zu müssen. Die Kommissionierer konnten zudem die Anzeigen der Endgeräte flexibel gestalten – Texte, Icons und Schriftgrössen – und so eine optimale Softwareergonomie schaffen.

 

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Auch am Mittwoch ist die Teilnahme am Livestream möglich.