Das Pilotprojekt der SMS Group und von DP World ging im Januar 2021in Dubai in Betrieb. Statt nur bis zu sechsfach, lassen sich damit Container in bis zu elffacher Höhe stapeln. Dafür gab es jetzt den Deutschen Logistikpreis. Ebenfalls vielbeachtet ein Healthcare-Projekt in Mannheim und ein Batteriekonzept von VW. 

90% des globalen Warenumschlags erfolgen über den Seeweg. Weltweit stossen Häfen an ihre Grenzen: Flächen reichen nicht aus, um das Wachstum des Warenverkehrs zur bewältigen, Durchlaufzeiten sind zu hoch, ebenso Lärm- und Lichtemissionen, wie auch die Energieverbräuche in den Terminals. «Boxbay», entwickelt vom Anlagenbauer SMS, soll diese Probleme lösen.

Boxbay kann die Lagerkapazität eines Containerterminals auf gleicher Fläche verdreifachen und das aufwändige und unproduktive Umstapeln komplett vermeiden. Diese Lösung kommt in einer Zeit, in der aufgrund immer grösserer Schiffe bei einem Hafenstop auch immer mehr Container gelöscht, zwischengelagert und wieder geladen werden müssen. Boxbay verschafft Terminals eine grössere Pufferkapazität, die auf den begrenzten Flächen mit herkömmlichen Prozessen meist nicht geschaffen werden kann.

Boxbay in Dubai
Das wie ein Hochregallager funktionierende Konzept für Container sämtlicher Standardmasse könnte die Prozesse auf den Terminals radikal verändern: Zum einen können statt höchstens sechs Containern nun bis zu elf der Boxen übereinander gelagert werden. Vor allem aber liegen diese separat und nicht direkt aufeinander, so dass Umstapelungen komplett entfallen können. Die Container können an mehreren Seiten ein- und ausgelagert werden. Ein umlaufendes Transportsystem, das die Gassen untereinander verbindet, schafft Flexibilität und Geschwindigkeit beim Umschlag.
Im Pilotprojekt der Partner SMS Group und DP World im Hafen von Dubai in Betrieb liessen sich laut den Beteiligten bei einem vollständigen Ausbau der 230 m langen, 26 m breiten und 50 m hohen Pilotanlage wasserseitig 500 Ein- und Auslagerungen pro Stunde sowie landseitig 300 Ein- und Auslagerungen pro Stunde realisieren. Die kaiseitige Umschlagtechnologie mit den vorhandenen Containerbrücken könne dabei wie bisher weitergenutzt werden.

Klinik-Team in Mannheim

Die Boxen werden anschliessend von den im Terminal eingesetzten Transportsystemen übernommen und bis zur Aufnahmeposition des Lagers transportiert. Dort übernehmen leistungsfähige Regalbediengeräte die Container und transportieren sie über Gassen zu den Regallagerplätzen. Unter dem Lager befindet sich ein umlaufendes schienengebundenes Paletten-Transportsystem, das die Container zur landseitigen Lkw- oder Bahnübergabestation bringt oder sie abholt. Im Gegensatz zu vielen konventionellen Systemen würde Boxbay vollständig emissionsfrei elektrisch betrieben und kann in Verbindung mit grünem Strom CO2-frei arbeiten. Das Dach der Anlage lasse sich optional mit einer grossflächigen Photovoltaik-Anlage ausrüsten, die den Strom für den Betrieb der Anlage produzieren oder sogar einen Energieüberschuss erwirtschaften könne. Ebenso könnten vertikale Gärten an der Aussenverkleidung die Luft reinigen und die Umgebungstemperatur senken. Durch die Kapazitätserweiterung ohne zusätzliche Flächen lassen sich zusätzliche Landerschliessungen und Eingriffe in Natur und Öko-System reduzieren.

Bahntransport bei VW

Die Jury-Vorsitzende Ursula Weidenfeld: «Wir sehen eine Verdichtung von Containerflächen auf ein Drittel, Lärm- und Lichtschutz, Stromerzeugung über den eigenen Bedarf hinaus, die Einbindung existierender Hafenumschlags-technologien und den wahlfreien Zugriff auf jeden Container. Obwohl Boxbay in Dubai noch eine Testanlage ist, erfüllt der gesamte Anlagenkomplex schon jetzt alle Kriterien und Ziele des Logistik-Preises».
Weitere Finalisten waren zwei Konzepte von Volkswagen in Braunschweig und Heureka Business Solutions in Mannheim. Bei VW ging es um die Produktion und Logistik der Batteriesysteme für E-Autos. Angefangen vom Transport per Bahn und E-LKW über das hoch automatisierte Materialfluss-System bis zu automatischen Verladungen. Ein beeindruckendes und innovatives Gesamtkonzept. Heureka bewarb sich mit einem neuen Konzept für die Healthcare-Logistik im Klinikum Mannheim. Die Bewerbung stellt die Optimierung der Intralogistik mithilfe künstlicher Intelligenz und eines digitalen Zwillings vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderung eines grossen Klinikbetriebs vor.
Preisträger der Vorjahre waren bislang unter anderem DB Cargo, voestalpine, LogServ, CargoServ, dm-drogerie, BMW, Bosch und BLG Logistics.

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