Foto: Suva

Im Jahr 2020 hat die Schweizerische Unfallversicherung Suva von 222 000 Fällen, bei denen ein Taggeld oder eine Rente ausbezahlt wurde, 2236 Verdachtsfälle, rund ein Viertel mehr als 2019 untersucht. In 478 der abgeschlossenen Fälle (gegenüber 520 im Vorjahr) bestätigte sich ein Verdacht.

Insgesamt verhinderte die Suva eigenen Angaben zufolge ungerechtfertigte Zahlungen in Höhe von 12,6 Mio. Franken. Die allermeisten Versicherten seien ehrlich, heisst es, doch es gäbe auch schwarze Schafe. Neben betrügerischen verunfallten Personen und Unternehmen komme es auch bei Ärzten und Spitälern vor, dass sie fiktive oder falsche Stunden und Leistungen abrechneten oder dies zumindest versuchten. Die Suva verfolge deshalb jede Form von Versicherungs-Missbrauch konsequent.

Der durchschnittlich eingesparte Betrag pro Fall wird mit 26 360 Franken (2019: 34 700 Franken) angegeben. Observationen, also Beobachtungs-Aktionen, fanden nicht statt. Immerhin konnten seit der Einführung der Missbrauchsbekämpfung im Jahr 2007 über 194 Millionen Franken an ungerechtfertigten Zahlungen verhindert werden.

Versicherungsmissbrauch findet auf verschiedenen Ebenen statt. «Während noch bis vor wenigen Jahre das Bild des klassischen Versicherungsbetrügers dominierte, der durch falsche oder fehlende Angaben Leistungen erschleicht, sehen wir uns vermehrt mit neuen Betrugsmustern konfrontiert», sagt Roger Bolt, Leiter Bekämpfung Versicherungsmissbrauch bei der Suva.

Dies betreffe unter anderem auch einen kleinen, aber aktiven Teil von Leistungserbringern (Ärzte, Spitäler), die absichtlich ungenau oder falsch abrechneten, um mehr Leistungen zu erhalten. So werden beispielsweise Behandlungen oder Hilfsmittel als ambulante Leistungen vor oder nach einem Spitalaufenthalt verrechnet, obwohl sie stationär erbracht wurden. Oder es werden fiktive Stunden und Leistungen abgerechnet, wie im Fall eines betrügerischen Arztes, der neben korrekt eingereichten Rechnungen viele gefälschte Dokumente anfertigte. So rechnete er täglich mehr als 24 Arbeitsstunden ab und stellte Rechnungen an Tagen aus, an denen er nachweislich in Urlaub war. Der Gesamtschaden für alle betroffenen Kranken- und Unfallversicherer belaufe sich auf über 2,7 Mio. Franken.

Um die steigenden Heilkosten im Griff zu behalten, prüft die Suva jährlich rund 2,4 Mio. Rechnungen elektronisch. Rund 80 Spezialisten kontrollieren auffällige Dokumente zusätzlich manuell. Beim besagten Arzt fiel dabei auf, dass er überdurchschnittlich viele Stunden abgerechnet hatte. So kam er regelmässig auf mehr abgerechnete Stunden als der Tag an Arbeitsstunden zur Verfügung hat. Die Suva reichte Strafanzeige ein.

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