Lynn C. Fritz

Mit langem Applaus wurden am Donnerstag der US-Amerikaner Lynn C. Fritz, Begründer der Logistik für humanitäre Organisationen, sowie die deutsche Unternehmerin Gudrun Winner-Athens, Wegbereiterin des Kombinierten Verkehrs, in Berlin in die Weltruhmeshalle der Logistik aufgenommen.

Die entscheidende Rolle von Organisationen wie der von Lynn C. Fritz hatte auch die von 1997 bis 2001 amtierende Ex-US-Aussenministerin Madeleine Albright schon mal gewürdigt. «In der Tat», so lässt sie sich zitieren, «hilft im Katastrophenfall zu spät eintreffende Hilfe eigentlich gar nicht, und schon wenige Stunden können den Unterschied zwischen Hunger und Nahrung, Zerstörung und Überleben bedeuten».

120 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik würdigten die Verdienste der beiden Persönlichkeiten. Weil im vergangenen Jahr der Galaempfang wegen der Coronapandemie ausgefallen war, wurde die bereits 2020 von der Jury gewählte Unternehmerin Gudrun Winner-Athens erst jetzt im Rahmen der 2Gplus-Veranstaltung ausgezeichnet.

Fotos: LHOF/Impact

«Lynn C. Fritz kann für sich in Anspruch nehmen, Mitte der 90er Jahre die Strategien der industriellen Logistik auf Hilfsorganisationen übertragen und angepasst zu haben», betonte Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, in seiner Laudatio. Um aktiv zu helfen, gründete der Kalifornier nach dem Verkauf seiner Firma Fritz Companies Inc. an UPS in 2001 das Fritz Institute. Die nach ihm benannte gemeinnützige Organisation arbeitet in Partnerschaft mit Regierungen, Organisationen und Unternehmen auf der ganzen Welt, um die Katastrophenhilfe zu professionalisieren. Zudem rief der 79-Jährige den ersten Verein für humanitäre Helfer in den USA ins Leben und liess eine Software programmieren, die Hilfsorganisationen kostenlos nutzen dürfen.

«Letztlich verdanken unzählige Menschen in Katastrophengebieten ihr Leben indirekt Lynn C. Fritz, weil Hilfsmittel heute effizienter und schneller als früher eintreffen», so Bilger. Im Allianz Forum nahm Fritz die Mitgliederurkunde aus Aluminium und Glas entgegen.

Auch Gudrun Winner-Athens, die bereits im Vorjahr in die Ruhmeshalle gewählt wurde, bekam die Urkunde überreicht. Die Iserlohnerin gilt in Europa als Wegbereiterin für den Kombinierten Verkehr Strasse-Schiene. «Die Unternehmerin hat massgeblich zum Bedeutungszuwachs sowie zur Internationalisierung des Kombinierten Verkehrs auf der Schiene beigetragen und ist eine anerkannte Expertin in Sachen Strasse-Schiene-Kombination», betonte DSLV-Ehrenpräsident Michael Kubenz in seiner Laudatio. Er würdigte zudem ihr langjähriges Engagement im Verwaltungsrat der Kombiverkehr - Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG. Winner-Athens hatte als erste Frau von 2002 bis 2020 den Vorsitz inne. «Kontinuität ist ihr Credo, sie hat einen langen Atem und kann auf den günstigsten Zeitpunkt warten, auch wenn es einmal etwas länger dauert», so Kubenz.

Ein Ehrenpreis ging an #LogistikHilft

Auch den Managern Olaf Schabirosky (CEO von Hermes Germany) und Professor Michael Feindt (Mitbegründer von Blue Yonder) soll der Abend in Berlin lange in Erinnerung bleiben: Sie wurden als «Traton Logistics Leader of the Year» der Jahre 2020 beziehungsweise 2021 geehrt. Traton-CEO Christian Levin würdigte als Vertreter des Stifters der gleichnamigen Auszeichnung Schabirosky als «Modernisierer, der den Ausbau der Infrastruktur und Digitalisierung des KEP-Dienstleisters, auch während der Coronapandemie, massgeblich vorantreibt». Nicht zuletzt aufgrund des intelligenten Change Managements des 53-jährigen Managers und der von ihm vorgelebten Unternehmenskultur habe die Hermes-Gruppe ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2019/2020 um neun Prozent auf 3,5 Mrd. Euro steigern können.

Schabirosky machte 2020 Schlagzeilen in den Medien, Michael Feindt in diesem Jahr. Der japanische Elektronikkonzern Panasonic investierte vor wenigen Monaten insgesamt mehr als 8,5 Mrd. US-Dollar in das von Feindt mitgegründete Softwareunternehmen Blue Yonder. Der 63-jährige Physiker liess sich als Professor an der Universität Karlsruhe beurlauben, um als Experte für datengetriebene Softwareentwicklung und Künstliche Intelligenz sein Wissen in die Wirtschaft transferieren zu können. Algorithmen von Blue Yonder verbessern die Vorhersagen in Sachen Pricing und Warendisposition erheblich und haben insbesondere im Handel erhebliche Rationalisierungspotenziale erschlossen.

Im Rahmen des Galaempfangs wurde ausserdem die Initiative #LogistikHilft mit dem Ehrenpreis derJury ausgezeichnet. Der so genannte Award of Honour, mit dem die Jury herausragende Initiativen auszeichnen kann, wurde erstmals in der Geschichte der Logistics Hall of Fame vergeben. Die Jurymitglieder würdigten damit das ehrenamtliche Engagement der Aktion im Rahmen der Coronapandemie. «#LogistikHilft hat ein Zeichen für die Solidarität mit der Logistik gesetzt und den Beweis erbracht hat, dass schnelle und unbürokratische Hilfe jederzeit möglich ist. Letztlich hat die Jury überzeugt, dass die gesammelten Mittel direkt den Betroffenen zugutekommen und alle Beteiligten ehrenamtlich arbeiten», so die Juryvorsitzende Anita Würmser.

#LogistikHilft ist eine Initiative von Politik und Wirtschaft. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) hat dabei gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein DocStop / SaniStop die Aufgabe der Koordinierung und operativen Steuerung übernommen. Sie wurden dabei unterstützt von der Kravag, die unter anderem #LogistikHilft-Standorte in einer «Kravag Truck Parking App» abgebildet hat, und der LUIS Technology GmbH aus Hamburg, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IML für die #LogistikHilft-Homepage und Webshops verantwortlich ist. Die Initiative hatte unter anderem dafür gesorgt, dass Lkw-Fahrer während der Coronapandemie entlang von Autobahnen saubere Toiletten sowie Möglichkeiten zum Duschen vorfinden. Dafür wurden ab April 2020 Sanitärcontainer aufgestellt. Joachim Fehrenkötter, Vorstandsvorsitzender von DocStop, nahm die Urkunde stellvertretend für die Initiative in Empfang.

Bisher schafften es 37 Logistiker in die internationale Ruhmeshalle, die von Politik, Verbänden, Medien, Wirtschaft und Wissenschaft unterstützt wird. Die Schirmherrschaft liegt beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

www.logisticshalloffame.net